«Champagner gibt Dir das Gefühl, dass jeder Tag ein Sonntag ist!» Dieses Zitat von Marlene Dietrich findet sich auf der Website der bayrischen Kabarettistin Monika ­Gruber. Sie verkauft dort sogar ihren eigenen Edel-Schaumwein.

Manchmal bleibt dieser der erfolgreichen Bauerntochter aber im Hals stecken, wie sie in ihrem neuen Buch «Und erlöse uns von den Blöden» schreibt. Wenige Tage nach Erscheinen erreichte das Werk Platz 1 der Spiegel-Bestsellerliste in der Kategorie «Hardcover Sachbuch».

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Wenn sogar ihr die Worte fehlen

Gemeinsam mit Autor Andreas Hock und mit viel schwarzem Humor begibt sich Monika Gruber darin auf die Suche nach dem gesunden Menschenverstand in Zeiten der Corona-Pandemie:

«Und dann gibt es Erlebnisse, die mich so konsterniert zurücklassen, dass ich ob meiner Fassungslosigkeit glatt vergesse, wo sich mein Korkenzieher befindet. Exakt so erging es mir, als ich den Onlinekommentar einer Berliner Journalistin gelesen hatte, die offensichtlich während einer Demonstration von Landwirten in Berlin in einen Stau geraten und dadurch zu spät zu einer Hochzeit gekommen war. Darüber war die Dame so erbost, dass sie folgenden Kommentar auf Twitter postete: ‹Ich werde nie wieder etwas kaufen, wasvon einem Bauern produziert wurde!›»

Top 3 der dümmsten Sätze

Für Monika Gruber schaffte es dieser Satz unter die Top 3 der dümmsten Sätze, die sie je gelesen habe. Sie erwartete daraufhin einen Shitstorm zulasten der Berliner Journalistin, zu ihrem Erstaunen blieb dieser aber aus. Als Kind eines Landwirts reagiere sie auf solche Aussagen vielleicht etwas sensibler als die meisten ihrer Mitmenschen.

«Und ich war auch durchaus erleichtert, dass die Dame in Berlin ansässig ist. Denn wäre sie im Radius von 100 Kilometern um meinen Heimatort wohnhaft, hätte ich wahrscheinlich der Versuchung nicht widerstehen können, sie aufzusuchen, um sie mit abgelaufenen Tofuklösschen zu bewerfen und mit einer aus nachhaltigem Stahl gefertigten Mistgabel einmal ihre Wohnstrasse auf und ab zu scheuchen», kalauert Monika Gruber weiter. Gewalt sei aber halt auch keine Lösung.

«Andauerndes Niedermachen»

«Umso mehr nervt mich die Stigmatisierung von Landwirten als pauschale Volldeppen, Landschaftsvernichter, Umweltvergifter, Subventionsbittsteller und Tierquäler», schreibt die Schauspielerin. Dies sei nicht nur äusserst dumm, sondern werde vor allem von Menschen unternommen, die keinerlei Berührungspunkte zur Landwirtschaft haben und «in der Regel eine Egge nicht von einer Walze unterscheiden können». Oder wie ihr Bruder – ein Teilzeitlandwirt – immer sage: «98 Prozent der Deutschen wissen, wie Landwirtschaft funktioniert, aber nur 2 Prozent führen sie aus!»

Ast nicht absägen, auf dem man sitzt

Monika Gruber kennt keinen Landwirt, «der gemäss der landläufig kolportierten Meinung tonnenweise Kunstdünger oder Pestizide auf seine Äcker schüttet, weil dies a) unfassbar teuer und b) komplett sinnbefreit wäre, denn der Grund dient meist bereits vielen Generationen als Arbeits- und Lebensgrundlage». Dieses wertvolle Gut gelte es zu erhalten und nicht zu vernichten. «Kein Bauer wäre so dumm, den Ast abzusägen, auf dem er sitzt», bilanziert sie. Das andauernde Niedermachen der eigenen Landwirtschaft sei für jeden deutschen Landwirt nur schwer erträglich.

Hopfen kommt aus der Landwirtschaft

Auf der anderen Seite fände es Gruber ganz interessant zu wissen, wie ebenjene Hauptstadtjournalistin sich künftig ernähren wird – ganz ohne Eier, Milch, Fleisch, Kartoffeln, Gemüse, Salat, Obst oder Getreideprodukte. «Ja, sie könnte sich ihre synthetisch-frutarische Ernährung, vorwiegend wahrscheinlich bestehend aus frittierten Algenchips, gerösteten Eicheln und Analogkäse aus Sojaproteinen, nicht einmal mehr schönsaufen». Denn Hopfen und Weintrauben kämen dummerweise ebenso aus der Landwirtschaft.

«Irgendwie lähmend»

Genau diese Landwirtschaft macht nur einen kleinen Teil des Buchs von Monika Gruber und Andreas Hock aus, doch mit ihren träfen Worten hat die Kabarettistin in den Sozialen Medien viel ausgelöst und sich in die Herzen vieler Bauernfamilien geschrieben. Einzelne nahmen extra Dankes-Videos auf, die sie wiederum auf ihrer Facebook-Seite teilte.

Wie es der 49-Jährigen persönlich gelingt, mit der Corona-Pandemie umzugehen, bleibt offen. Auf ihrer Website finden sich zumindest nachdenkliche Worte. Sie entschuldigt sich bei ihren Fans, dass aktuell nicht so viel von ihr komme: «Diese Zeiten sind irgendwie lähmend und ich muss oft meine ganze Kraft und meinen Mumm zusammenkratzen, um nicht zu verzweifeln!»

Ein Interview mit der BauernZeitung über ihr Buch und ihr Verhältnis zur Landwirtschaft hat sie «aus terminlichen Gründen» abgelehnt.

 

Das Buch

Monika Gruber und Andreas Hock

Und erlöse uns von den Blöden – Vom Menschenverstand in hysterischen Zeiten

Piper-Verlag, 240 Seiten, ISBN 978-3-492-07500-8, Fr. 29.90.