«Für Siebenjährige ist es oft schon spannend, mit dem Sackmesser die Rinde von einem Stock zu schälen und ihn vorne anzuspitzen», sagt Felix Immler. «Grössere Kinder wollen mit einem Sackmesser aber ambitioniertere Projekte realisieren.» Felix Immler muss es wissen. Seit sechs Jahren leitet der ausgebildete Maschinenmechaniker, Sozialarbeiter und Naturpädagoge für Victorinox, weltweit bekannt für seine Taschenmesser, jährlich bis zu 60 Workshops zum Thema.

Schnitzen boomt

Schnitzen boomt, die Nachfrage nach den Kursen ist gross. Es kommen Lehrerteams, Schulklassen oder Eltern und/oder Paten mit Kindern. «Die ganze Digitalisierung braucht offenbar einen Ausgleich», schätzt Felix Immler. «Viele Eltern merken zudem, dass ihre Kinder besser schlafen, wenn sie draussen toben, etwas Abenteuerliches erleben und etwas mit den Händen fertigen können.»

Es gäbe sie vereinzelt schon, jene Eltern, die mit panischem Hechtsprung reagieren, wenn ihr Kind ein Messer in der Hand nehme. «Doch wenn sich die Eltern im Umgang mit einem Sackmesser sicher fühlen, lassen sie auch die Kinder machen.»

Für ihn selbst ist ein Sackmesser nichts Gefährliches. «Aber ich kenne mich auch damit aus. Doch wenn eines meiner Kinder zum Beispiel mit Schanzenspringen oder Motocross beginnen möchte, würde ich auch erst mal nervös», meint der Vater von drei Kindern mit einem Lächeln.

Vielseitiges Sackmesser

Mit seinem neuen Buch will Felix Immler zeigen, dass sich mit einem Taschenmesser mehr machen lässt als Pfeilbogen, Wanderstock oder Bratspiess. Er stellt über 30 neue Projekte vor. Viele davon hat er in monatelanger Arbeit selbst ausgetüftelt oder taschenmessertauglich weiterentwickelt. «Nur ein Drittel meiner Ideen hat es ins Buch geschafft. Bis ein Projekt reif war für das Buch, habe ich es bestimmt zehnmal geschnitzt.»

Neben einem Taschenmesser mit Holzsäge, Ale, kleiner und grosser Klinge braucht es keine zusätzlichen Werkzeuge. Sämtliche Projekte und Techniken werden im Buch Schritt für Schritt mit Texten und Bildern erklärt. Zudem vermittelt der Autor grundlegende Techniken und Sicherheitsregeln. Da heute niemand mehr ein Buch in den Wald schleppen will, findet sich am Ende des Buches für jedes Projekt ein QR-Code. Mit dem können die Anleitung und ein Video aufs Handy geladen werden.

Anspruchsvolle Projekte

Die Materialien für die Schnitz-Projekte findet man in der Natur, im Haushalt oder im Abfall. Etwa für ein Ballonsaxophon, das klingt wie echt, eine Armbrust, oder ein Boot, das mit einem Kerzenmotor übers Wasser tuckert. Das Buch soll aber dem Kind nicht einfach in die Hand gedrückt werden. «Schnitzen ist nicht kinderleicht», schreibt Immler dazu. «Vor allem, wenn man sich Projekte vornimmt, die den Schwierigkeitsgrad eines Bratspiesses übersteigen.»

Schnitzen erfordere unter anderem Ausdauer, Kraft, Feinmotorik, Materialkunde und Vorstellungsvermögen. «Der Impuls zum Schnitzen muss immer vom Kind selbst kommen», betont Immler. «Sonst ist es bald gelangweilt. Aber es braucht immer auch die Hilfe eines schnitztüchtigen Erwachsenen.» Das habe einen zusätzlichen Effekt, der in der heutigen Zeit etwas fehle. «Es zeigt dem Kind: Ich nehme mir Zeit für dich, wir machen etwas gemeinsam.»

Weitere Informationen: www.taschenmesserbuch.ch