Es ist selten angenehm, etwas über den Rückgang der Biodiversität in der Schweiz zu lesen. Der Verlust von Arten und Lebensräumen ist schliesslich ein ernstes Thema. Trotzdem, nackte Zahlen und mahnende Finger führen auf Dauer zur Abstumpfung. Da kommt das Buch «Arten vor dem Aus» gerade recht – auch wenn der Titel noch kein Aufsteller ist.

Fachleute auf der Pirsch

«Wir möchten mit dieser Neuerscheinung ein breiteres Publikum ansprechen», erklärt Florian Altermatt an der Buchvernissage am Mittwochabend in Bern. Altermatt ist Präsident des Forums Biodiversität, das in erster Linie ­mittels Faktenblättern und Stellungnahmen als Bindeglied zwischen Forschung, Wissenschaft und Gesellschaft fungiert. Diese Kommunikation sei vor allem nüchtern und faktenbasiert. «Arten vor dem Aus» hingegen ist eine Sammlung von 11 Reportagen, in denen die beiden Journalisten Gregor Klaus und Nicolas Gattlen Fachleute auf der Suche nach bedrohten Tierarten, Pflanzen und Pilzen begleitet haben.

Exkursionen in verschiedene Landesteile und Lebensräume

Die für den Arterhalt engagierten Forschenden spielen in den Reportagen eine mindestens ebenso grosse Rolle, wie die seltenen Organismen, nach denen sie suchen. Auf Biografien wird aber genauso verzichtet, wie auf Steckbriefe von Tieren, Pflanzen und Pilzen. Vielmehr nehmen die Autoren ihre Leserschaft mit auf die Exkursionen in verschiedene Landesteile, mal in Solothurner Wälder, über Tessiner Bergwiesen oder aber in ein Neuenburger Trinkwasser-Kraftwerk.

Die abwechslungsreichen Schilderungen profitieren davon, dass die beiden Journalisten selbst keine Experten in Sachen Biodiversität sind. So schildern sie, wie ihre fachkundigen Begleiter begeistert ihr Wissen teilen, während sie je nachdem, wonach gerade gesucht wird, mit dem Kescher über eine Wiese streifen, mit Fernrohren über eine Ebene blicken oder beidhändig am Fusse eines grossen Totholzstammes nach Käfern graben.

Bilder von der Suche

Was Gregor Klaus und Nicolas Gattlen in ihren Texten beschreiben, ergänzen die Bilder des international tätigen Fotografen Tomas Wüthrich. Seine Fotos zeigen die Lebensräume der elf Arten im Fokus der Reportagen, die Suche nach ihnen und die Freude des Entdeckens, wenn die Pirsch erfolgreich war. Angesichts leerer Schneckenhäuser und unauffindbarer Moorpilze bleibt die Tragik des Artensterbens Teil der Geschichten.

Faszination und Begeisterung

Ihr umfassendes Wissen, ihre zahlreichen Geschichten und ihre spürbar grosse Begeisterung für die Biodiversität sind es, die Exkursionen mit Fachleuten zum Erlebnis machen. Mit den unterhaltsam und leichtfüssig gestalteten Reportagen in «Arten vor dem Aus» ist ein Naturführer der ganz anderen Art gelungen, der es dem Lesenden ermöglicht, sich vom Sofa aus buchstäblich durch die Natur führen zu lassen. Mühelos wird Faszination für die Welt der Tiere, Pflanzen und Pilze geweckt – und damit die Bereitschaft, etwas für deren Erhalt zu tun, gefördert. 

 

Details zum Buch

«Arten vor dem Aus», Gregor Klaus, Nicolas Gattlen und Daniela Pauli, Haupt-Verlag, 256 Seiten, Fr. 39.–