Das knapp 150-seitige Papier segelt unter dem Titel «Eine Agrarpolitik mit Zukunft». Es wurde heute in Bern den Medien vorgestellt und summiert die gesamten volkswirtschaftlichen Kosten der Landwirtschaft auf rekordhohe 20 Mrd Franken, indem neben den Ausgaben von Bund und Kantonen auch die Kosten für den Grenzschutz und eine Reihe von Externalitäten addiert werden.

Grenzöffnung und Abschaffung der Absatzförderung

Das Papier mündet in einem Forderungskatalog der u. a. folgende Punkte enthält:  

  • Grenzöffnung für Agrargüter 
  • Entlastung der Steuerzahler 
  • Abbau der Ungleichbehandlung mit anderen
  • Sektoren Beschleunigung des Strukturwandels
    Verzicht auf Absatzförderung 
  • Reform der Abgeltung gemeinwirtschaftlicher Leistungen
  • Abbau der Regulierungsdichte 
  • Stärkung des landwirtschaftlichen Unternehmers
  • Modernisierung des Bodenrechts und Öffnung des Sektors für Quereinsteiger
  • Senkung der Umweltkosten durch Strukturwandel, standortgerechtere Landwirtschaft und Lenkungsabgaben usw.

«Zusammengenommen könnten mit diesen Massnahmen die volkswirtschaftlichen Kosten der Agrarwirtschaft um rund 14,4 Mrd Franken pro Jahr reduziert werden und zugleich mehr unternehmerische Freiräume für die Landwirte geschaffen werden», schreibt Avenir Suisse in einer Mitteilung.

Eine erste Durchsicht des Papiers hinterlässt einen zwiespältigen Eindruck. Avenir Suisse hat zwar durchaus interessante Fakten zusammengetragen, insbesondere, was die zahlreichen nichtlandwirtschaftlichen Profiteure des Systems angeht. Leider aber ist das Papier, wahrscheinlich aufgrund von Vorurteilen der Autoren, derart landwirtschaftsfeindlich formuliert, dass es als ernsthafte Diskussionsgrundlage von vornherein zum Scheitern verurteilt ist.

"Peinliches Pamphlet": Scharfe Kritik des SBV

Der Schweizer Bauernverband (SBV) hat auf den Rundumschlag der Denkfabrik wenig erfreut reagiert. Der SBV spricht von einem peinlichen Pamphlet, das im Papierkorb am besten aufgehoben wäre. Besonders abstrus sei die Behauptung, die effektiven Kosten der Schweizer Landwirtschaft seien 20 Mrd Fr. im Jahr: "Es handelt sich um reine Zahlenakrobatik, ohne Fundament und mit komplett unrealistischen Annahmen", schreibt der SBV. Dies zeigten beispielsweise die aufgeführten 7 Mrd Fr. "Umweltkosten" zeigen.

Ganz abgesehen von der Unsinnigkeit dieser Zahl, sei auch der Lösungsansatz bemerkenswert: "Avenir Suisse will sie mit dem Abbau des Grenzschutzes ins Ausland verlagern. Da dort die Umweltstandards deutlich tiefer sind, darf man von einer mehrfachen Schadenssumme ausgehen, ganz nach dem Motto: Aus den Augen aus dem Sinn", so der SBV.

Die Schweizer Bauernfamilien verkauften pro Jahr Lebensmittelrohstoffe im Wert von rund 10 Mrd Fr. Dazu kämen Direktzahlungen in der Höhe von 2,8 Mrd Fr. was zusammen Einnahmen von knapp 13 Milliarden ausmacht. "Avenir Suisse schafft das Kunststück bei dieser Ausganglage ein Sparpotential von 14 Milliarden auszumachen", kritisiert der SBV.

Im weiteren weist der Verband auf die Unterlassungen der Studie hin: "Dass sich die Schweizer Landwirtschaft in einem teuren Kostenumfeld bewegt, ihre Produktion nicht einfach ins Ausland verlagern kann, die Direktzahlungen an zahlreiche Umwelt- und Tierwohlauflagen gebunden sind, der Wert der Landschaft für den Tourismus und dass die Schweizer so wenig ihres verfügbaren Geldes für Lebensmittel ausgeben müssen wie niemand sonst auf der Welt – all das ist Avenir Suisse keine Silbe wert."

akr

Link zur Studie: www.avenir-suisse.ch