Bei düppigem Vorsommerwetter traf sich die Steinobstbranche am Sonntag im Breitenhof in Wintersingen BL zur traditionellen Fachtagung. Mehrere hundert Personen, darunter viele Produzenten und Produzentinnen waren versammelt, als Willy Kessler von Agroscope die Besucher auf dem Gelände des Versuchsbetriebs begrüsste.

Agroscope: "Nicht den Kopf in den Sand stecken"

Kessler zeigte sich erfreut über den bisherigen Jahresverlauf in Sachen Steinobst. Er nahm auch die Gelegenheit wahr, ein paar Worte zur Zukunft von Agroscope zu sagen. Die Verunsicherung bei den Mitarbeitenden sei im Moment gross, räumte er ein. Allerdings habe man intern beschlossen, "jetzt nicht 10 Jahre den Kopf in den Sand zu stecken und über das zu grübeln was kommen könnte". Vielmehr wolle man sich auf die Hauptaufgabe konzentrieren, nämlich "gute Forschung für die landwirtschaftliche Praxis zu betreiben".

Hansruedi Wirz, Präsident des Produktezentrums Steinobst beim Obstverband kündigte mit knapp 3000 Tonnen Tafelkirschen nicht nur die drittgrösste Ernte seit dem Jahr 2000 an, er gab auch einer leichten Sorge bezüglich Vermarktung Ausdruck: "Diese Menge zu vermarkten ist eine Herausforderung", sagte er. Eine Absatzsteigerung sei nicht einfach, da die Kirschen aufgrund des breiten Früchtesortiments im Sommer einer starken Konkurrenz ausgesetzt seien.

Hinzu komme, dass das Preisniveau bei den importierten Sommerfrüchten in den letzten Jahren generell gesunken ist, so Wirz. Aufgrund dieser Einschätzung will man die Werbeanstrengungen intensivieren und für Promotion unter anderem einen Kirschensteinspuckwettbewerb durchführen, dieser findet am 5. Juli im Bahnhof Luzern statt.

Konsumenten wollen keinen dürren Stiel

Umso wichtiger ist eine gute Qualität der heimischen Kirschen. Dem "Qualitätsrisiko Ernte" war am Sonntag neben der Blattdüngung und nachhaltigen Bekämpfungsstrategien gegen den Pflaumenwickler einer der Posten gewidmet. Agroscope-Forscher Andreas Bühlmann erklärte, die Kirsche habe anders als der Apfel keine Nachreife. "Die Qualität nimmt nach der Ernte nur noch ab", sagte er. Das gilt beispielsweise für den Zuckerabbau und die Austrocknungsgefahr.

Interessant ist, dass dabei auch der Stiel eine wichtige Rolle spielt. "Wenn der Stiel dürr ist, kaufen die Konsumenten die Kirschen nicht mehr", erläurterte Bühlmann. Er empfahl den Produzenten besser am Vormittag, als am Mittag oder Nachmittag zu ernten. Je tiefer die Temperatur in der Kirsche, desto geringer der Qualitätsverlust. Als einfache  Massnahme empfahl er neben der Lagerung der geernteten Kirschen am Schatten eine Abdeckung mit einer Aluminium-beschichteten Decke, damit könne eine zu starke Erhitzung vermieden werden.

akr