Dass hin und wieder eine trächtige Kuh auf dem Schlachthof landete, habe man gewusst - doch das Ausmass überraschte auch Peter Schneider, Mitglied der Geschäftsleitung von Proviande, wie er den Zeitungen Bund und Tagesanzeiger vom Mittwoch sagte. Die Branche habe ein grosses Interesse, sich der Thematik anzunehmen.

Das Schlachten trächtiger Rinder und Kühe ist in der Schweiz nicht verboten. Dass es keine Seltenheit ist, zeigte eine Untersuchung des Bundesamts für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) von 2012, die im vergangenen Herbst veröffentlicht wurde: 5,6 Prozent der geschlachteten Rinder waren mindestens im fünften Monat trächtig.

Stiere befruchten Kühe auf der Weide

Eine anschliessende Befragung der betroffenen Tierbesitzer zeigte, dass deren 28,8 Prozent darüber Bescheid wussten und ihre Tiere dennoch schlachten liessen. In einigen dieser Fälle war eine Erkrankung der Kuh ausschlaggebend für die Schlachtung.

Bei denjenigen Landwirten oder Händlern, die von der Trächtigkeit ihrer Tiere nichts wussten, wurde diese zum Beispiel falsch eingeschätzt oder gar nicht abgeklärt.

Viele trächtig geschlachtete Kühe stammten zudem von Betrieben, die mit natürlicher Befruchtung arbeiten. Der sogenannte Natursprung wird oft in der immer populärer werdenden tierfreundlichen Haltung praktiziert, wo die Stiere frei mit den Kühen auf der Weide sind. Dabei kann der Tierbesitzer leichter die Kontrolle über Zyklusstand und Befruchtung der Kühe verlieren, wie es in der Untersuchung heisst.

Selbstdeklaration vor Gesetzeslösung

Proviande will grundsätzlich nicht eine gesetzliche, sondern eine freiwillige Lösung. Er könne sich etwa eine Selbstdeklaration auf den öffentlichen Schlachtviehmärkten vorstellen, sagte Steiner auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda. Dabei müsste ein Tierbesitzer beim Verkauf bescheinigen, dass die Kuh nicht trächtig ist.

Eine Lücke bleibt aber laut Steiner beim privaten Handel mit Tieren. Dort gehen zwischen verschiedenen Besitzern manchmal Informationen verloren, wie auch die BLV-Studie festhält.

Die Proviande-Geschäftsstelle wurde von einer ihrer Fachkommissionen beauftragt, Vorschläge auszuarbeiten, wie man das Problem anpacken könnte. Inhaltlich wollte der Branchenvertreter nicht vorgreifen. "Wir sind dabei, Ideen zusammenzutragen. Das Rezept haben wir noch nicht gefunden", sagte Steiner.

Im Herbst soll sich die Kommission, in der auch Produzenten, Handel und Verwerter vertreten sind, mit den Vorschlägen befassen.

sda