Ein bequemer Zeitgenosse war er definitiv nicht, Ernst Frischknecht. Letzten Winter standen wir letztmals in Kontakt. Frischknecht beschwerte sich bei uns über die angebliche Bauernverbandshörigkeit der BauernZeitung, deshalb wolle er fortan kein Abonnement mehr.

In einem längeren Telefongespräch diskutierten wir anschliessend nur kurz über die Zeitung, bald schwenkte das Gespräch über auf eine breite Palette von Themen, vom Biolandbau bis tief in die Politik.

Schon 1972 umgestellt

Es war nie langweilig mit Ernst Frischknecht. Schon als junge ETH-Agronomiestudenten erhielten wir auf seinem Betrieb in Tann-Rüti auf einer Exkursion interessante Einblicke. Kein einziger Dozent konnte damals so lebendig aus dem Bodenleben berichten, wie der Biopionier.

Schon in den frühen 1970-er Jahren stellte er gemeinsam mit seiner Frau Dorli auf Bio um. 1993 übernahm er das Präsidium des Dachverbands und stand damit der grossen Boomphase des Bioanbaus Gevatter. Im gleichen Jahr rollte Coop ihren Naturaplan aus, der Detailhändler ist heute wichtigster Financier der Knospe und macht längst mehr als eine Milliarde Franken Umsatz mit Bioprodukten.

Von der SVP zur EVP

Frischknecht war auch politisch aktiv. Zunächst bei der SVP. 1987 wurde er in den Kantonsrat Zürich gewählt. Ab 1991 politisierte er nach Konflikten mit Christoph Blocher bei der EVP, der er bis heute treu blieb.

Frischknecht war nicht nur ein unermüdlicher Prediger in Sachen Bodenfruchtbarkeit, sondern auch ein gläubiger Mensch, der die Natur immer als weit mehr betrachtete, als nur ein gut orchestriertes Zusammenwirken von physikalischen und chemischen Prozessen. Vergangene Woche ist Frischknecht laut einem Bericht von «ZüriOst» 81-jährig verstorben. 

Ausführlich zu Wort kommt Frischknecht auch im Film Zwischen Zorn und Zärtlichkeit von Thomas Alföldi (FiBL, s. unten). Tiefen Einblick in sein Leben erlaubt auch das Buch «Damit wir auch in Zukunft eine Zukunft haben» von Christine Loriol, das 2019 erschienen ist.

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