Tobias Speisers Einstieg in die Landwirtschaft führte über einen Umweg. Nach der Schule machte er zuerst die Lehre als Baumaschinenmechaniker. Erst durch diesen anderen Beruf wurden ihm die Vorteile des Berufs Landwirt richtig bewusst: Selbständigkeit, Eigenverantwortung und die Arbeit in der Natur. Schlussendlich hat ihn der elterliche Betrieb motiviert, die landwirtschaftliche Ausbildung in Angriff zu nehmen. Auf dem fast 80 Hektaren grossen Hof stehen ihm sehr viele Möglichkeiten offen.

Ab dem 1. Januar 2016 leitet er diesen zusammen mit seinem Bruder in einer Gebrüdergemeinschaft. Dieses Teamwork bringt den beiden viele Vorteile: «Wir können die Herausforderungen zusammen diskutieren, Entscheide gemeinsam fällen und tragen.» Nicht zuletzt dank dieser Betriebsform liegen auch freie Wochenenden und zwischendurch Ferien drin.

Die Eltern helfen nach ihrer Pensionierung weiterhin auf dem Betrieb mit und stehen als Berater zur Seite. Das Verhältnis zwischen den zwei Brüdern und den Eltern ist sehr konstruktiv, sie diskutieren Weit- und weniger Weitreichendes zusammen und suchen den Konsens. So wurde auch vor zwei Jahren die Umstellung auf eine biologische Produktion beschlossen. Tobias begründet diese so: «Wir hatten die Abhängigkeit von der chemischen Industrie und die sinkenden Produzentenpreise satt.»

Angus-Fleisch wird (teilweise) direkt verkauft

Tobias ist ein begeisterter Landwirt mit einem grossen Wissen und klaren Vorstellungen. So hat auch der Betrieb eine Strategie für die Zukunft. «Das Angus Fleisch vom Aeschbrunnhof hat ein hohes Absatzpotential bei Konsumenten, welche bewusst Fleisch essen und darum auf Schweizer Fleisch von bester Qualität setzen», sind die Speisers überzeugt. Den Direktverkauf des Fleisches wollen die Brüder denn auch weiter ausbauen, um die Wertschöpfung des Betriebes zu verbessern.

Doch genauso wichtig ist ihnen der Kontakt zu den Kundinnen und Kunden. Sie wollen diesen ein modernes Bild der Landwirtschaft vermitteln und so für ein positives Image sorgen. Das zweite Standbein ist die Produktion von Getreide, Ölsaaten und Eiweisspflanzen. Die Nachfrage ist gut und das Absatzpotential stark steigend. Doch der Bio-Ackerbau stellt eine grosse Herausforderung dar: «Vor allem das Unkraut bereitet uns Sorgen», erklärt Tobias.

Den Bio-Ackerbau verbessern

Doch Tobias, sein Bruder und ihr Vater machen deswegen nicht die Faust im Sack, vielmehr spucken sie in die Hände und suchen nach Lösungen. So versuchen sie, die Probleme im Bio-Ackerbau mit biologischen Hilfsstoffen anzugehen. Die Familie entwickelt und handelt verschiedene Bio-Hilfsstoffe für die Landwirtschaft und den Gemüsebau und bietet individuelle Beratungen an. Beispielsweise das Produkt bioresanRA, eine Art Deodorant für verschiedenste Kulturen zur Abwehr von Insekten, etwa dem Rapsglanzkäfer oder der Kirschessigfliege.

Mit seinem breiten Interesse und Wissensdurst will Tobias den Bio-Ackerbau weiter verbessern. Daneben sehen Speisers vor, ihre Produktion auszuweiten und neue Produkte ins Sortiment aufzunehmen. Dabei orientieren sie sich als gute Unternehmer an der Nachfrage am Markt.

Der Druck steigt auch auf Biobauern

Die hohe Qualität, den guten Ruf und die Regionalität der Schweizer Produkte sind für Tobias die grössten Chancen der Schweizer Landwirtschaft. Als Stärke und Schwäche zugleich sieht er die Schweizer Agrarpolitik: «Wir können uns die Unterstützung einer vielseitigen nachhaltigen Landwirtschaft leisten und damit die Ressourcen schonen. Aber ausbauen sollten wir den Ökoausgleich nicht. Wir müssen die Produktion in der Schweiz aufrechterhalten; niemand weiss, was die Zukunft bringt.»

Auch im Biosektor steigt der wirtschaftliche Druck. Die Preisunterschiede zum Ausland sind gross. Aber Tobias ist ein positiver Mensch: «Vom Jammern wird’s nicht besser.» Er will aufzeigen, welche vielfältigen Aufgaben die Landwirtschaft heute erfüllt und mit Taten überzeugen. Mit Familie Speisers innovativem Betrieb gelingt ihnen dies vorbildlich.

SBV