Am vergangenen Freitag hat im Berufs- und Weiterbildungszentrum Wil-Uzwil (BZWU) in Flawil die Berufsmeisterschaft der Milchtechnologen Ostschweiz stattgefunden. Mehr als 20 Kanditaten haben sich gemessen, teilt der Schweizerische Milchwirtschaftliche Verein mit.

Im harten Wettbewerb hat sich der 18-jährige Appenzeller Mauritius Koller als Sieger durchgesetzt. Er steht kurz vor der Lehrabschlussprüfung bei der Appenzeller Milch AG in Appenzell. Der zweite Platz geht an den gleichaltrigen Thurgauer Hannes Ziegler, der seine Lehre bei Vogel Käsehandwerk in Schönholzerswilen absolviert.

Christoph Öttl, der 26-jährige Münstertaler, hat es auf den dritten Platz geschafftt.Die beiden Erstplatzierten können die Region Ostschweiz im Jahr 2019 an der ersten nationalen Berufsmeisterschaft der Milchtechnologen vertreten.

Ein untypischer Milchtechnologe

Mauritius Koller ist kein Freund der langen Worte, aber ein Perfektionist in seiner Arbeit. Der Berufsmeisterschaft hat er gelassen entgegengesehen. In seinem Lehrbetrieb Appenzeller Milch AG stellt  Koller aus regional produzierter Rohmilch Milchgetränke, Joghurts, Rahm und Butter her.

Nach seinem Lieblingskäse befragt, meinte er bei der Siegerehrung lachend: «Ich bin ein untypischer Milchtechnologe, denn ich esse keinen Käse.» Andere Milchprodukte wie Joghurt verzehrt er jedoch mit Genuss. Die Lehre bezeichnet er als «cool», da aus Milch so viele verschiedene Produkte hergestellt werden können. An der Branche findet er die zahlreichen Weiterbildungsmöglichkeiten interessant. Bereits heute befindet er sich in einem Umfeld, das auf kompetentes Wissen setzt.

Vielseitige Aufgaben

Im Labor mussten die Kontratenden den Salzgehalt bestimmen. In der Produktion ging es darum, ein Fertig-Fondue in der richtigen Mischung und in einer bestimmten Grammatur herzustellen. Bei der Technik mussten die jungen Milchtechnologen die Funktion einer neuen Anlage verstehen und anwenden. Die vier Aufgaben zeigen, wie umfangreich das Spektrum der Tätigkeiten von Milchtechnologen ist – sei es in den 500 Käsereien oder in einem der 20 industriellen Betriebe.

In seiner Ansprache an der Siegerehrung in Flawil betonte Markus Züger vom gleichnamigen auf Frischkäse spezialisierten Ostschweizer Betrieb, dass die Kombination von Praxiswissen und Theorie die grosse Stärke des dualen Berufsbildungssystems der Schweiz sei. Es sei kein Nachteil, dass im Kanton St. Gallen die Maturitätsquote so tief sei, dies zeige dass der Anteil an Karrieren nach dem Abschluss der Lehre in der Ostschweiz besonders hoch sei.

Viele offene Stellen und Weiterbildungsmöglichkeiten

Die Vielfalt des Berufes fasziniert auch den Zweitplatzierten Hannes Ziegler aus dem Thurgau. «Man sieht von A bis Z, wie ein Produkt entsteht», beschrieb er den Beruf des Milchtechnologen in wenigen Worten. Der 18-jährige Thurgauer lernt in der Käserei Käsehandwerk bei Peter Vogel in Schönholzerswilen Milchtechnologe.

Bereits als Kind erlebte der Sohn einer Bauernfamilie mit, wie die Milch vom Hof an die Käserei gelangte und nachher verschiedene Produkte daraus hergestellt wurden. Das faszinierte ihn und so gelangte er über eine Schnupperlehre zu seinem Ausbildungsplatz. In seiner Lehre arbeitet er im Betrieb direkt an der Herstellung des «Swiss Q» Käses mit. Hannes Ziegler schätzt die Zukunftsperspektiven der Milchtechnologen als sehr gut ein: «In dieser Branche gibt es viele offene Stellen und Weiterbildungsmöglichkeiten.»

Von Technik über Chemie bis Biologie

Der 26-jährige Christoph Öttl ist in der Chascharia Val Müstair in Müstair nahe der italienischen Grenze tätig. Der Betrieb steht für hochwertige und geschmackvolle Käseproduktion aus dem Unesco geschützten Val Müstair. Die Käserei arbeitet nur mit der Milch von regionalen Bauernbetrieben. Mit ihren biologischen Bergkäsesorten Mutschli, Kräuter Mutschli und Val Müstair Käse hat die Chascharia schon einige Preise gewonnen.

Für Christoph Öttl war es ein logischer Schritt, sich hier als Milchtechnologe ausbilden zu lassen. Schon als Kind war er oft auf der Alp, hat als Hirt und als Käser gearbeitet. «Ich wollte mehr über die Milch erfahren, deshalb mache ich nun eine Lehre als Milchtechnologe.» Von seiner Ausbildung ist er begeistert – die Arbeit ist interessant und vielfältig. Zwar hat sich der Beruf in den letzten Jahren stark technisiert, ist aber trotzdem traditionell geblieben.

«Man stellt die unterschiedlichsten Milchprodukte her, lernt alles von Technik über Chemie bis Biologie. Milchtechnologe ist ein Beruf mit vielen Chancen», ist Christoph Öttl überzeugt. Er will denn auch in der Branche bleiben. Sein Traum ist es, Leiter einer Käserei zu werden oder gar seine eigene Hofkäserei zu gründen.

pd