Auf meiner Schottland-Reise mit zwei Dutzend anderen Journalisten des «European Network of Agricultural Journalists» ENAJ liess ich mich von einem hochmodernen Bus durch die Idylle Schottland’s befördern. Der Buschauffeur kurvte durch die engsten Strassen, die eher an Trampelpfade erinnerten, auf der Isle of Harris umher. (Zur Reportage)

Sich die Hände nicht schmutzig machen

Auch zu Crofter Scott MacRury führte unsere Reise. Dieser empfing uns auf einer der zehn Crofts, die er betreut. Crofts, sind kleine landwirtschaftliche Betriebe, die zum Kulturerbe Schottlands gehören. 150 Schwarznasenschafe besitzt der 32-jährige MacRury. Eine ganze Menge für einen Crofter auf der winzigen, luftigen Insel.

Es sei schwierig, junge Leute zu finden, welche Crofts betreiben, erzählte er. Sie wollten sich die Hände nicht schmutzig machen, vermutete er. Der Schotte lächelte und strahlte eine grosse Ruhe aus. Mit einem langen weissen Hirtenstab trieb er seine Schafe über die Weide, für uns – für die tollen Fotos. Das Crofter-Handwerk zu betreiben, ist für ihn wichtig. Mit seinem Bruder zusammen, haben sie sich vieles selbst beigebracht. So etwa auch das Weben. 

Die nächste Generation ist wieder anders

«Das Wetter auf der Insel ist schlecht und die Arbeit ist hart», so der Vater von zwei kleinen Kindern. Viele junge Menschen gingen daher weg und kommen höchstens im Alter wieder zurück. Direkt hinter seinem kleinen Haus sieht man das raue, bewegte Meer und ich beobachtete, wie die Wellen immer wieder an die Klippen prallen. «Schade, dass die jungen Leute, keine Freude mehr an dem einfachen Leben auf dem Land haben», dachte ich. MacRury zeigte sich optimistischer: «Es ist ein Kreislauf», so der junge Bauer, «die jetzige Generation ist eher faul, aber vielleicht ist die nächste Generation wieder mehr interessiert.» Seine Zuversicht beeindruckte mich. Egal um was es ging, um die Wirtschaftlichkeit der Croft, um den Brexit oder um die Landflucht, nichts schien den Schotten aus dem Konzept zu bringen. Man schaue, dann was komme, meint er etwa zur omnipräsenten Brexit-Frage. Es würde sicher irgendwie schon gehen. Und sonst reduziere er eben seinen Viehbestand. Ich liess mich ein wenig von seiner Ruhe anstecken und hetzte nach dem Rundgang auf seinem Betrieb ein wenig langsamer zurück in den Bus.

 

Begegnungen 2019

Die Redaktorinnen und Redaktoren der BauernZeitung trafen im Jahr 2019 interessante Menschen. Hier finden Sie alle besonderen Begegnungen. Weiterlesen