Hansruedi Hegi traute seinen Augen kaum. Als er  sein Gras mähen und zu ­Siloballen verarbeiten wollte, kam das böse Erwachen: ganze Plastiksäcke, Blechdosen und weiteren Unrat musste er aus dem Schnittgras ­lesen. Viel mehr als Verschmutzungen, wie sie im vermeintlich or­ganischen Dünger leider immer wieder vorkämen.

 

 

Nicht zum ersten Mal hat der Roggwiler Landwirt sich im Januar von der Axpo Kompogas AG Kompost auf seinem Feld austragen lassen. Schliesslich mache es durchaus Sinn, statt eines künstlichen Präparats diesen natürlichen Dünger einzusetzen, sagt er.

 

Bald habe er einsehen müssen, dass es fast unmöglich sei, der Verunreinigungen Herr zu werden. Und dass er so sein Gras unmöglich den Tieren werde ­verfüttern können. «Das darf doch einfach nicht sein, dass so etwas passiert», ärgert sich der Landwirt.

Fälschlicherweise vermischt

Hegis Vorwurf gilt auch, aber nicht nur der Kompogas. Das Unternehmen habe sich bereits bei ihm entschuldigt, erklärt er. Das Schnittgras sei inzwischen abgeholt worden und werde nun noch einmal gefiltert. Das Problem liege aber nicht primär beim Anbieter, findet der Landwirt. Der Hauptgrund dafür, dass eine solche Verschmutzung überhaupt habe zustande kommen können, sei vielmehr der Verbraucher, der seinen Abfall unsachgerecht entsorge.

Das bekräftigt auch die Kompogas AG. Die Axpo als Betreiberin von 15 Kompogasanlagen in der Schweiz habe in den letzten Jahren eine starke Zunahme der Menge an Fremdstoffen im Gärgut festgestellt, erklärt Mediensprecher Ueli Walther. Um zu verhindern, dass der Abfall ins Gärgut und so letztlich auf Felder gelange, betreibe die Unternehmung einen grossen Aufwand.

«Das Grüngut wird in der Regel gesiebt und danach auf die Transportfahrzeuge geladen», erklärt der Axpo-Sprecher. Fremdstoffe wie Steine, Alu und Plastik würden sich dabei im sogenannten Siebüberlauf ansammeln, und das, was davon brennbar sei, werde in eine Verbrennungsanlage abtransportiert.

Im vorliegenden Fall sei beim Beladen des Miststreuers das Gärgut fälschlicherweise mit Material aus diesem Siebüberlauf vermischt worden.

Die Axpo will sensibilisieren

Auch im Bereich der Sensibilisierung sei die Axpo nicht untätig: So würden den Abfallkalendern für die Bevölkerung beispielsweise Flyer und Kleber in 13 Sprachen beigelegt. Auch Führungen von Kindern und Erwachsenen durch die Kompogasanlagen seien fester Bestandteil des Präventionsprogramms. «Zudem sind wir in intensivem Kontakt mit den Gemeinden als Lieferanten des Grünguts», sagt Walther. 

«Viele Leute beziehen beim Grossverteiler für ihren Kompost Säcke, die aus recyceltem Plastik sind.»Ueli Walther, Mediensprecher Axpo

«Allerdings stellen wir in der Bevölkerung eine grosse Verun­sicherung fest», gibt er den Ball weiter: «Viele Leute beziehen beim Grossverteiler für ihren Kompost Säcke, die aus recyceltem Plastik sind.» Anders als richtige Kompostierbeutel seien diese biologisch nicht abbaubar.

Alle sind gefordert

«Das Grundproblem ist die Bevölkerung», sagt Landwirt Hegi. Damit sich an deren Verhalten ­etwas ändert, sind aber primär die Gemeinden, die Kompogas und die Lohnunternehmer, die den Dünger in deren Auftrag an die Landwirte verteilen, gefordert. Die Gemeinden, indem sie Wege finden, damit nicht organische Abfälle gar nicht erst in ihre Abfuhr gelangen.

Die Kompogas, ­indem sie ihre Filtersysteme weiter verbessert. Und der Lohnunternehmer, indem er selber ebenfalls besorgt ist, keinen verunreinigten Kompost auf die Felder auszuliefern.

Die Verantwortung für die Auslieferung des Düngers liege bei Axpo Kompogas und nicht beim Lohnunternehmer, hält Ueli Walther fest. Ihr seien die bäuerlichen Bedürfnisse allerdings bekannt, und entsprechend sei sie bemüht, Fehler zu erkennen und verunreinigtes Gärgut gar nicht auszuliefern.

BauZ