Die Schlagzeilen jagen sich gegenwärtig. Hier wird ein Anhänger mit Nein-Parolen abgebrannt, dort werden Morddrohungen gegen Befürworter ausgesprochen. Der erbitterte Abstimmungskampf im Vorfeld der Pflanzenschutz-Initiativen hat seinen Niederschlag nun auch in der Sendung Rundschau von SRF gefunden. Dieser laufe aus dem Ruder, so das Fazit der Sendungsmacher.

Beschimpfungen und Vandalismus

Im Mittelpunkt des Beitrags standen die beiden Landwirte Samuel Häberli aus Payerne im Waadtland und Kilian Baumann aus dem bernischen Suberg. Baumann liest im Beitrag aus seinen Drohbriefen vor. Er werde regelmässig als Nestbeschmutzer bezeichnet, so Baumann. Ein Briefschreiber habe ihn auch aufgefordert, sich an einem Baum aufzuknüpfen. Diese Drohung hat mit dazu beigetragen, dass Baumann, wie schon vor ihm Trinkwasser-Initiantin Franziska Herren sämtliche öffentlichen Auftritte bis zur Abstimmung abgesagt hat.

Bei Samuel Häberli wiederum wurde ein Anhänger mit 2xNon-Plakaten in Brand gesteckt und er zeigt in der «Rundschau» Bilder vom durchstochenen Pneu am Anhänger eines Kollegen. Das waren nur einige von vielen Fällen von Vandalismus. Am Familientisch der Häberlis macht man sich Sorgen und fragt sich, wie weit die «Extremisten» unter den Befürwortern wohl noch gingen. «Wie sie wohl gegen Menschen vorgingen, wenn sie Pneus und Öltanks durchlöchern», fragt eine am Tisch anwesende Frau sinngemäss.

Baumann beschuldigt Agrarpresse

Zu Wort kommt im Beitrag auch Jürg Vollmer, Chefredaktor der «grünen», des landwirtschaftlichen Fachmagazins aus unserem Verlagshaus. Vollmer bezeichnet die Stimmung im Land als extrem. Es öffne sich hier ein riesiger Stadt-Land-Graben. Er stellte im Beitrag in Abrede, dass er mit den eigenen Social-Media-Aktivitäten Öl ins Feuer gegossen haben. «Diejenigen, die Öl ins Feuer gegossen haben, verbrennen sich daran jetzt die Finger», konterte Vollmer.

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«die grüne»-Chefredaktor Jürg Vollmer konterte in der «Rundschau» die Vorwürfe der Initiativ-Befürworter. (Bild Screenshot)

Kilian Baumann erhob seinerseits nicht zum ersten Mal den Vorwurf, dass die Landwirtschaftspresse mit einseitiger Berichterstattung zur aufgeheizten Atmosphäre beigetragen habe. Derweil blättert er in einer der letzten Ausgaben der BauernZeitung. Bei früherer Gelegenheit hatte Baumann bereits von Erpressung von Parlamentarier(innen) durch die bäuerliche Presse gesprochen, konkretisiert hat er diese Vorwürfe allerdings auch auf Nachfrage nie.

Auseinanderdriften von Volks- und Ständemehr

In einem Interview im Studio bestätigte die Politologin Cloé Jans, dass sich der politische Stadt-Land-Graben so weit geöffnet habe, wie nie zuvor, obwohl auch in früheren Abstimmungskämpfen schon Plakate runtergerissen worden seien. Dies drücke sich unter anderem darin aus, dass Volks- und Ständemehr immer öfter auseinanderdrifteten. Gründe für die heftigen Anfeindungen im Abstimmungskampf seien auch die Möglichkeiten zur Anonymität im Internet und die stärkere Personifizierung der Politik.