Mit dem Absenkpfad Pestizide – oder genauer gesagt der parlamentarischen Initiative «Das Risiko beim Einsatz vom Pestiziden reduzieren» – habe man eine glaubwürdige Antwort auf die beiden anstehenden Pflanzenschutz-Initiativen gegeben, schreibt der Schweizer Bauernverband in einer Mitteilung. Der nun beschlossene Absenkpfad verfolgt einerseits das namensgebende Ziel im Bereich Pflanzenschutz und andererseits eine «angemessene Reduktion» der landwirtschaftlichen Nährstoffverluste. 

Erstes Ziel bis 2027

Wie der SBV zusammenfasst, sieht der Absenkpfad Folgendes vor:

  • Halbierung der Risiken beim Einsatz von Pflanzenschutzmitteln (PSM) bis 2027.
  • Dafür soll der Bund ein zentrales Informationssystem zur Verwendung von PSM und Biozidprodukten aufbauen. 
  • Wer PSM oder Biozide in Verkehr bringt, muss dies neu beim Bund melden.
  • Auch bei nicht-relevanten Abbauprodukten von PSM wir eine Zulassungsüberprüfung durchgeführt. (Bisher war dies nur bei relevanten Abbauprodukten der Fall). Sobald also die Konzentration eines Abbauprodukts 0,1 Mikrogramm pro Liter in einem Gewässer überschreitet, wird die Zulassung des Wirkstoffs überprüft – unabhängig davon, ob die Substanz als gefährlich für Gesundheit und Umwelt eingestuft wurde oder nicht. Ausnahmen zur Sicherung der Landesversorgung sind möglich.
  • Bis 2030 sollen die Nährstoffverluste angemessen reduziert werden.
  • Dazu gehört der sorgfältige und gezielte Einsatz von Kunst- und Hofdüngern.
  • Sowie eine Offenlegungspflicht für Dünger- und Kraftfutterlieferungen. 

Bereits bei der Umsetzung

Der SBV sieht im Absenkpfad eine präzise und zeitnah umsetzbare Antwort auf die Pestizidverbots- und die Trinkwasser-Initiative bzw. deren Anliegen. Man trage die Entscheide des Parlaments in dieser Sache mit und sei bereits seit mehreren Monaten mit den betroffenen Produzenten-Organisationen und verschiedenen Forschungsinstitutionen im Austausch betreffend der Umsetzung.  

 

Nicht nur Zustimmung

«Meilenstein in der Agrarpolitik»

In einer gemeinsamen Mitteilung zeigen sich auch die IG Detailhandel, die IG Agrarstandort Schweiz und die Föderation der Schweizerischen Nahrungsmittel-Industrien zufrieden mit dem Absenkpfad. Er sei ein «Meilenstein in der Agrarpolitik», der Bund gebe Ziele und Anforderungen vor und überlasse es der Land- und Ernährungswirtschaft, diese mit innovativen und unternehmerischen Lösungen zu erreichen. Ebenfalls begrüssen die drei Organisationen, dass nicht-landwirtschaftliche Anwender explizit ebenfalls in die Verantwortung genommen werden. 

«Über das Ziel hinaus geschossen»

Weniger positiv klingt die Mitteilung von Scienceindustries. Die Verfasser stören sich daran, dass neu ein einheitlicher strenger Grenzwert für relevante und nicht-relevante Abbauprodukte in Gewässern gilt. Es sei nicht sachgerecht, Gesetze nach der reinen Anwesenheit von Stoffen auszurichten. Ausserdem enthalte der Absenkpfad auf diese Weise nun strengere Anforderungen an das Trinkwasser als das Lebensmittelgesetz – Gesundheitsschutz ad absurdum, findet Scienceindustries. Damit schiesse der Pfad weit über das erklärte Ziel hinaus, nämlich den beiden Pflanzenschutz-Initiativen den Wind aus den Segeln zu nehmen.  

«Umsetzung muss produktionsverträglich sein»

Der Schweizer Obstverband SOV und der Verband Schweizer Gemüseproduzenten VSGP sehen im Absenkpfad eine grosse Herausforderung. Insbesondere da man erwartet, dass durch den verschärften Gewässerschutz die Auswahl an zur Verfügung stehenden Pflanzenschutzmitteln schrumpfen wird, die Umsetzungsfrist kurz und der administrative Aufwand gross sei. Es sei daher essentiell, dass der Bundesrat bei Zulassungsüberprüfungen die vom Parlament angedachten Ausnahmen zur Sicherung der Landesversorgung anwende. Grundsätzlich betonen die Verbände aber ihre Unterstützung für das Vorhaben: «Als Produzentinnen und Produzenten, welche für die Bewässerung und Verarbeitung der eigenen Produkte auf eine einwandfreie Wasserqualität angewiesen sind, unterstützen diesen Ansatz und sind bereit, den eingeschlagenen Weg weiter mitzutragen.» Immerhin lasse der Absenkpfad Raum für Innovation und verzichte auf ein Verbot ganzer Wirkstoffkategorien. Damit sei er besser als die Pflanzenschutz-Initiativen, auch wenn er weiter gehe als die Trinkwasser-Initiative. 

«Den Teufel nicht mit dem Beelzebub austreiben»

Aus Sicht der IG Bauern Unternehmen ist eine praxistaugliche Umsetzung des Absenkpfads mit minimaler Bürokratie für die Betriebe zentral. Zwar sieht die IG darin eine «wichtige Antwort» auf die beiden Pflanzenschutz-Initiativen, man dürfe aber den Teufel nicht mit dem Beelzebub austrieben. In der Mitteilung wird auch auf bereits unternommene Anstrengungen verwiesen: «Alleine in den letzten zehn Jahren wurde der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln in der konventionellen Produktion um 40 Prozent vermindert», schreibt die IG. Man befürworte nicht alle der beschlossenen Massnahmen und wünscht sich statt immer neuer Verbote vermehrt die Förderung moderner Technologien und des professionellen Umgangs mit Pflanzenschutzmitteln. Eine Umsetzung mit Augenmass müsse das Ziel sein.