Das Forschungsinstitut für biologischen Landbau FiBL begrüsse die EU-Strategie «From Farm to Fork», die im Rahmen des europäischen «Green Deal» unter anderem die Bio-Anbaufläche bis 2030 auf 25 Prozent steigern soll (siehe Kasten). Man müsse aber nicht nur die biologische Produktion fördern, sondern gleichzeitig die Nachfrage und Marktstrukturen entwicklen und nachhaltig ausbauen.

Die Nachfrage steigern über Bioaktionspläne

Laut Mitteilung haben sich zur Steigerung der Bio-Nachfrage zwei Vorgehensweisen bewährt:

  • Absatzförderungsmassnahmen
  • Nachhaltige Beschaffung von Lebensmitteln in öffentlichen Einrichtungen

Mit Bioaktionsplänen sei es möglich, in der Agrar- und Ernährungspolitik die entsprechenden Weichen zielführend zu stellen. Diese seien insbesondere auf regionaler Ebene sehr hilfreich. 

Erfahrungen aus der EU, Deutschland und dem Aargau

In den letzten Jahren sei das FiBL in Projekte zur Bio-Förderung mittels Bioaktionsplänen in der Hälfte der EU-Mitgliedstaaten, neun Bundesländern Deutschlands und im Kanton Aargau involviert gewesen. 

Besonders gut verlaufen sei die Förderung von Bio-Produkten in Kantinen.

 

Was macht die EU?

Die Strategie «Farm to Fork» ist Teil des europäischen «Green Deal». Damit will sich die EU als weltweiter Vorreiter in Sachen Nachhaltigkeit positionieren. 

Gemäss dem Dokument zum «Green Deal» enthält dieser Fahrplan folgende Elemente:

  • Ambitionierte Klimaschutzziele bis 2030 und 2050
  • Versorgung mit sauberer, erschwinglicher und sicherer Energie
  • Mobilisierung der Industrie für eine saubere und kreislauforientierte Wirtschaft
  • Energie- und ressourcenschonendes Bauen und Renovieren
  • Null-Schadstoff-Ziel für eine schadstofffreie Umwelt
  • Ökosysteme und Biodiversität erhalten und wiederherstellen
  • «Vom Hof auf den Tisch» oder «Farm to Fork»; ein faires gesundes und umweltfreundliches Lebensmittelsystem
  • Raschere Umstellung auf eine nachhaltige und intelligente Mobilität

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So illustriert man in der EU-Kommission den «Green Deal». Das Bild stammt aus dem oben erwähnten Dokument.

«Farm to Fork» beinhaltet laut Faktenblatt der EU unter anderem folgende Punkte:

  • Reduktion des Risikos durch Chemische Pflanzenschutzmittel um 50 Prozent bis 2030
  • Reduktion des Einsatzes gefährlicher Pflanzenschutzmittel um 50 Prozent bis 2030
  • Mindestens 50 Prozent weniger Nährstoffverluste aus Böden
  • Um mindestens 20 Prozent geringerer Dünger-Einsatz bis 2030
  • Reduktion des Antibiotika-Verkaufs für Nutztiere und Aquakulturen um 50 Prozent bis 2030
  • 25 Prozent der gesamten EU-Landwirtschaftsfläche soll bis 2030 biologisch bewirtschaftet werden
  • Halbierung der Menge von Food Waste pro Kopf im Detailhandel und den Haushalten bis 2030
  • 10 Milliarden Euro für Forschung und Innovation in verschiednen Bereichen zum Thema Nachhaltigkeit
  • Europäische Lebensmittel sollen für ihre Nachhaltigkeit bekannt werden und so einen Wettbewerbsvorteil sowie neue Geschäfts-Möglichkeiten für europäische Bauern ermöglichen

Beim europäischen Bauernverband wurde das Vorhaben kritisiert. Dies, obwohl den Bäuerinnen und Bauern von der EU-Kommission verschiedene Vorteile dank «Farm to Fork» versprochen werden. Man wolle die Landwirtschaft weiterentwickeln, dabei aber auf Kooperation statt Vorgaben setzen, so der Bauernverband. 

 

Drei Erkenntnisse vom Aargauer Bioaktionsplan

Noch bis mindestens zum Jahr 2021 läuft der Bioaktionsplan im Kanton Aargau. Bereits habe man damit «wichtige Impulse setzen» können, um Wahrnehmung und Wertschätzung für Bio-Lebensmittel zu stärken.

Zur Wertschöpfungssteigerung hätten sich in diesem Kanton drei Massnahmen besonders bewährt:

  1. Förderung von Bio-Produkten in der Gemeinschaftsverpflegung und verbesserte Logistik
  2. Mehr informationen und Weiterbildungsmöglichkeiten zu den Themen Marktentwicklung und Produktionstechnik für Umstellbetriebe
  3. Förderung der handwerklichen Verarbeitung von Bio-Produkten. Diese sei ein zentrales Element der Absatzförderung. Bildungsangebote in diesem Bereich steigern laut FiBL die Kreativität. 

Aktuell wird geprüft, ob im Aargau ein weiterer Bioaktionsplan (2022 bis 2025) gestartet werden kann.

Bund und Kantone sind gefordert

Zwar gibt es nicht nur im Aargau, sondern auch in anderen Kantonen Bioaktionspläne oder Ähnliches, wie etwa die Berner Bio-Offensive. Das FiBL würde sich aber mehr wünschen. 

Die Agrarpolitik solle vom Bund so angepasst werden, dass genügend Mittel für die Förderung von Biolandbau und -markt verfügbar sind.