400 Lernziele umfasst die landwirtschaftliche Grundausbildung. Laut der SRF-Sendung Rundschau sind darunter kaum ökologische Themen, grössere Zusammenhänge würden fast ganz fehlen. Das Fazit: Klimawandel und Ökologie werden vernachlässigt, obwohl sie gerade heute in der Landwirtschaft ein grosses Thema seien.

Keinen Platz und keinen Auftrag

Die Rundschau vermischt konkret etwa Folgendes:

  • Artensterben durch Pflanzenschutzmittel
  • Food Waste durch Überproduktion
  • Klimaerwärmung durch Viehhaltung

 

Mit den Vorwürfen konfrontiert meint Landwirtschaftslehrer David Zumkehr, der am Inforama Rütti BE unterrichtet, es habe in der Grundausbildung kaum Platz für den Klimawandel als Thema. Er habe auch keinen Auftrag, dies zu vermitteln. "In der Grundausbildung geht es um das 1x1 des Handwerks", stellt Zumkehr fest. Seine Schüler geben ihm Recht, für sie haben Klimaprobleme im Lehrplan scheinbar keine Priorität.

 

Erstaunen und Neugierde bei den Lernenden

Ökologische Themen wie die Biodiversität kommen bei Praktikern und Auszubildenden unterschiedlich gut an, sagt David Perler, Lehrer am Inforama Rütti BE im Interview. Weiterlesen

 

Neue Revision ist geplant

Petra Sieghart vom Bildungsverein Landwirtschaft erklärt dazu, dass eine Überarbeitung des Bildungsplans in Arbeit sei. "Der heutige Plan ist fünf Jahre alt, die Revision wird 2030 abgeschlossen sein", so Sieghart. Man hole auf breiter Front Input ein und Klimafragen würden drin sein. 

Das Bafu wurde bei der letzten Revision nicht erhört

Obwohl Sieghart betont, man sei offen für alle Inputs, war dies bei der letzen Revision des Bildungsplans 2016 anscheinend nicht ganz der Fall. Damals hat laut der Rundschau das Bundesamt für Landwirtschaft Bafu mehr Nachhaltigkeit in den Lernzielen gefordert:

  • Reduktion von Food Waste
  • Den Klimawandel erkennen und sich eine Meinung dazu bilden
  • Abfall getrennt sammeln

sollten als zu behandelnder Stoff aufgenommen werden. Diese Empfehlungen wurden aber nicht umgesetzt. 

Markus Ritter sieht Handlungsbedarf

Der Präsident des Schweizer Bauernverbands Markus Ritter reagiert ausweichend auf die Fragen von Rundschau-Moderatorin Nicole Frank im Studio. Er sehe durchaus Handlungsbedarf bei der Anpassung des landwirtschaftlichen Bildungsplans. Gerade nach dem schwierigen Jahr 2018 sei der Klimawandel ein grosses Thema. Das sei der Ausarbeitung der jetzigen Fassung noch nicht der Fall gewesen.

"Bauern sind die ersten, die um Hilfe rufen"

Frank nimmt den Bauernpräsidenten in die Mangel und meint, Landwirte seien die ersten, die bei Problemen etwa durch Trockenheit um (finanzielle) Hilfe rufen würden. Aber in der Ausbildung nähme man es offenbar eher locker. 

Ritter antwortet darauf, die Ausbildung sei eine Grundlage, man werde das Klima-Thema einarbeiten. Auch bei der Frage nach Artensterben durch Pflanzenschutzmittel weicht er aus und verweist auf die bestehenden Vorschriften. 

Kein griffiges Gesetz im Parlament

Die Moderatorin bezeichnet Markus Ritter als einen "sehr einsichtigen Bauernpräsidenten". Da passe es nicht ins Bild, dass er sich im Parlament konsequent gegen ein griffiges Gesetz und Sanktionen in Sachen Pflanzenschutzmittel sperre. "Der Absenkplan ist beschlossen", erwidert Ritter darauf. Nicole Frank lässt nicht locker und betont, das sei nur eine Absichtserklärung. Sie sei gespannt auf das Gesetz dazu.

Einen Handschlag gibt es schlussendlich nicht

Zum Schluss will Frank ihren Studiogast per Handschlag zu einem konkreten Ziel öffentlich verpflichten. Ihr Vorschlag: Schweizer Bauern sollen in fünf Jahren nur noch die Hälfte der heutigen Menge Pflanzenschutzmittel einsetzen. Markus Ritter will den Deal nur in abgeänderter Form eingehen: eine Risikoreduktion um 50 Prozent bis 2030 wäre für ihn realistisch. Es werde dazu Zielwege und Massnahmen geben.

Die Moderatorin zieht das Fazit, dass griffige Gesetze fehlen. "Wohl auch deshalb stehen 2020 zwei Initiativen zur Abstimmung", schliesst Frank.