Der erste Monat des Jahres 2020 war im Vergleich zu den Vorjahren besonders warm und sonnig. Gegenüber der Referenzperiode (1961 bis 1990) war es dieses Jahr im Januar 2,5 Grad wärmer. Im Hochgebirge betrug der Wärmeüberschuss gemäss SRF Meteo zum Teil über 4 Grad.

Zu wenig Regen und ein Sturm

Der Regen blieb zum Jahresbeginn mehrheitlich aus. Es gab 70 Prozent weniger Niederschlag als gewöhnlich. Im Tessin gab es vielerorts sogar weniger als 10 Prozent des langjährigen Durchschnitts.

Ende Januar fegte das Sturmtief «Lolita» über die Alpennordseite und erreichte bis 157 Kilometer pro Stunde an Windgeschwindigkeit.

 

Ungute Wärme

Die Bauernregeln für den Januar sind sich einig: Dieser Monat sollte kalt sein:

  • Wächst das Gras im Januar, ist’s im Sommer in Gefahr
  • Je frostiger der Januar, je freudiger das Jahr
  • Grüner Januar macht das Bett zur Bahr 

Ein warmer Winter hat verschiedene Nachteile. Z. B. können Schädlinge und Krankheiten einfacher überleben und damit später im Jahr grösseren Schaden anrichten. Oder es kann zu Durchwuchs kommen, wenn etwa aussortierte Kartoffeln auf dem Feld nicht erfrieren und in der Folge später auskeimen, wo sie nicht sollten. 

2019 war der Januar gemäss dem Bundesamt für Meteorologie und Klimatologie auf der Alpennordseite aussergewöhnlich kalt. Das Gras dürfte also nicht wirklich gewachsen sein – und die Heuqualität überzeugte, wie Agridea kürzlich feststellte. Das Trockenjahr 2018 begann bereits mit einem milden Januar und brachte eine sehr kleine Heuernte. Da könnte also etwas dran sein.   

Die Winter waren in den letzten Jahren generell milder als in früheren Zeiten – überlebt haben wir trotzdem, auch wenn Schnee zunehmend zur Mangelware wird. 

Es könnte gute Ernten geben

Es gibt aber auch positive Prognosen:

  • Ist der Januar trocken, füllt sich der Speicher mit Roggen
  • Ist der Januar nicht nass, füllet sich des Winzers Fass
  • Ist der Jänner von Anfang bis Ende gut, so hat das ganze Jahr ‘nen guten Mut

Dass der erste Monat des Jahres 2020 so trocken war, könnte auf eine gute Roggen- und Weinernte hindeuten.

Daran, ob ein trockener Januar eine besonders grosse Weinernte bringt, lässt 2018 zweifeln. Damals fuhren Schweizer Winzer Rekordmengen ein – das Jahr begann aber rekordverdächtig nass mit extremen Januarniederschlägen. 2018 gab es aber auch weniger Roggen als im Vorjahr. Ob das wohl am nassen Januar gelegen hat?

Man kann sich zwar darüber streiten, was ein «guter Jänner» wäre. Da wir heuer grösstenteils von Nebelgrau verschont geblieben sind, könnte man aber gemäss der dritten Regel zuversichtlich auf die kommenden Monate blicken.

Wird es noch frostig? 

Der Frühling könnte noch kalt werden:

  • Wenn die Katze im Januar in der Sonne liegt, im März sie wieder hinter den Ofen kriecht
  • Wenn Frost nicht im Jänner kommen will, so kommt er im Märzen und April
  • Was dem Januar an Schnee gefehlt, oft der weisse März erzählt

Der vergangene warme Januar deutet demnach auf einen kalten Frühling mit Frost hin. Das könnte für Obst- und Waldbäume sowie Reben gefährlich werden und den Bauern schlaflose Nächte im Kampf gegen die Kälte bescheren (so geschehen z. B. im April 2017).

Allerdings war der Januar 2017 im Norden der Schweiz der kälteste seit 30 Jahren. Der später folgende April war in der ersten Hälfte warm und in der zweiten mit Schnee und scharfen Nachtfrösten kalt. Der März 2017 zeigte sich wiederum sehr warm.

Die Monate Januar, März und April brachten 2018 und 2019 generell (mit lokalen Abweichungen) deutlich zu hohe Temperaturen gegenüber der Referenzperiode.

Mit dem Klimawandel wird es den Daten nach zu schliessen übers ganze Jahr wärmer. Das schützt allerdings nicht vor plötzlichen (nächtlichen) Temperaturstürzen und Frösten, wenn beispielsweise Polarluft über die Schweiz zieht.

 

Bauernregeln sind den meisten Leuten ein Begriff. Dass die gereimten alten Weisheiten (noch) stimmen, daran gibt es immer wieder Zweifel. Die BauernZeitung blickt gegen Ende des Monats zurück und prophezeit anhand von Bauernregeln die Zukunft.

Quelle der Bauernregeln ist das Buch «Bauernregeln im Jahreslauf» von Hans Haberstich (Appenzeller Verlag, 1997). Hintergrundinformationen zu den alten bäuerlichen Weisheiten finden Sie hier. 

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