Jedes Jahr verleiht der "Beobachter" seinen Prix Courage an einen mutigen Schweizer oder eine mutige Schweizerin. 2019 ist auch der Biobauer Markus Ramser unter den Nominierten für den auf 15'000 Franken dotierten Preis. Damit wird sein Einsatz zur Integration gewürdigt, denn Ramser beschäftigte schon mehrere eritreische Flüchtlinge auf seinem Thurgauer Betrieb.

 

Integration muss man leben

In seinem Kurzporträt erklärt Ramser im Beobachter, seine Überzeugung: Integration könne nur gelingen, wenn man sie lebt. Er habe nicht mehr zusehen können, wie die Flüchtlinge nur warten und herumsitzen konnten und bot einigen von ihnen die Möglichkeit, bei ihm mitzuarbeiten. Seit mehr als anderthalb Jahren sind nun Eritreer bei ihm beschäftigt.

Briefe mit "unschönen Inhalten"

Das Engagement des Biobauern wurde möglich im Rahmen eines dreijährigen Projekts des Thurgauer Bauernverbands und des Staatssekretariats für Migration. Die Idee stiess nicht nur auf Gegenliebe, gerade in der ländlichen, konservativ geprägten Region. Markus Ramser erhielt "Briefe mit unschönem Inhalt". Man habe ihm etwa geschrieben, die Asylbewerber würden das Ehepaar Ramser im Schlaf umbringen. Auch seine eigenen Kinder waren von diesem Projekt nicht begeistert.

Viel Hilfe zum Erfolg

Sein erster Schützling, Tesfu Adhanom konnte dank Ramsers Hilfe eine Attestlehre erfolgreich abschliessen. Schon beim Schnuppern sei es gut gelaufen und Adhanom  habe "praktisch alles gut gemacht". Allerdings musste der Biobauer den Eritreer vor allem bei der Theorie motivieren und unterstützen. 

Adhanom blieb nicht der einzige Flüchtling, zu dessen Integration sich das Ehepaar Ramser mit viel Geduld und Verständnis einsetzte. Immer wieder gab es Probleme, schliesslich sind die kulturellen Unterschiede nicht weg zureden. Aber es hat sich gelohnt und Tesfu Adhanom arbeitet heute weiter auf dem Betrieb der Ramsers. Der Thurgauer hofft, dass seine Idee Schule machen wird.

 

Sechs mutige Menschen nominiert

Neben Bauer Markus Ramser sind noch fünf weitere Personen für den diesjährigen Prix Courage nominiert:

  • Robin Justine Schönbeck: Sie hat eine chronische Krankheit, die sie immer wieder mit Schwächeanfällen überfällt. Eine Diagnose hat sie nicht, eine Behandlung daher auch nicht. Mit dieser schwierigen Ausgangslage kämpft sie für mehr Verständnis und Aufmerksamkeit für chronisch Kranke. Dazu nutzt sie Social Media und setzt damit einen Kontrastpunkt zu der meist übertrieben heilen Welt der Instagram- und Facebookstars.
  • Josef Karber: Der katholische Pfarrer der Liebfrauenkirche in Zürich gewährte eine Armenierin in Not Kirchenasyl und liess sie in einem Zimmer im Pfarrhaus leben. Sie habe sich von einer Krebsoperation erholen müssen und ihr Mann habe sie in ihrer Heimat bedroht. Mittlerweile wurde der Karber zu einer Busse von 5250 Franken verurteilt, denn die Frau hatte keine Papiere. Das habe er nicht gewusst, er sei am Menschen interessiert, nicht an der Aufenthaltsbewilligung.
  • Gaby Igual: Die pensionierte Hausärztin aus Effretikon ZH deckte auf, dass die Versicherung Assura, wie viele andere auch, zu viel Geld von ihren Versicherten verlangte. Namentlich ging es um einen Selbstbehalt für Spitalpatienten auf einen Betrag, den sie sowieso selbst bezahlen müssen. Indem sie mit ihrem Ehemann Assura ohne Anwalt vor Gericht zog, stoppte sie eine Millionen-Abzocke der Krankenkassen.
  • Christian Marti: Der Zürcher Hausarzt entdeckte, dass ein Belegarzt eines Hirslanden-Spitals immer wieder zu viel verrechnete. Dieser musste eine fünfstellige  Summe an die Krankenkassen zurückzahlen. "Wenn ein Bauer die Milch panscht, wird er gebüsst und geächtet. Bei den vielfach privilegierten Ärzten passiert meistens nichts, wenn sie mauscheln und betrügen. Das kann doch nicht sein", wird Marti im Beobachter zitiert.
  • Iluska Grass: Die 28-Jährige beschützte in Zürich vor vier Jahren einen othodoxen Juden vor den Demütigungen und Beschimpfungen einer Gruppe Rechtsextremer. Durch ihre Aussage konnte der Haupttäter wegen Rassendiskriminierung und Tätlichkeiten verurteilt werden. 

Online-Abstimmung läuft

Bei der Entscheidung, welcher der sechs Nominierten den mit 15'000 Franken dotierten Preis gewinnen soll, können auch Leserinnen und Leser des Beobachters mitbestimmten. Die Abstimmung läuft online, die Stimmen der Beobachter-Lesenden und jene der Prix-Courage-Jury werden zu je 50 Prozent gewichtet. Der oder die Gewinnerin des Prix Courage wird am 1. November 2019 anlässlich einer Gala in Zürich bekanntgegeben.