Für viele Menschen ist lebenslanges Lernen selbstverständlich. Das gilt auch für Renate Baumann. Sie sucht immer wieder die Herausforderung, will neue Dinge lernen und andere Aspekte kennenlernen. Besonders grossen Wert legt sie auf die Ausbildung der Bäuerin und damit die vertieften Kenntnisse rund um den Betrieb.

Ihr Hobby ist Mausen


«Das Mausen ist mein Ding, und ich mache es sehr gerne»,  stellt Renate Baumann mit einem Lachen auf dem Gesicht fest. Dadurch haben die graubraunpelzigen Feldmäuse auf dem Steinackerhof in Wichtrach BE zuweilen ein schweres, gefährliches Leben. Die Jagd nach den schädlichen Wühlern ist aber nur ein ganz kleiner Teil vom Arbeitsgebiet und Leben der Bäuerin und Mutter.


Von der Wandtafel zurück in die Schulbank


Wie breit das Tätigkeitsfeld in einem Landwirtschaftsbetrieb ist, erlebte Renate Baumann von klein auf. Als Bauerntochter wuchs sie in Richigen bei Worb auf. Nach der obligatorischen Schulzeit absolvierte sie das Lehrerseminar in Bern. Die Ausbildung gefiel ihr sehr, und sie freute sich darauf, ihr erworbenes Wissen weiterzugeben. Als Lehrkraft wirkte sie in Rüderswil und danach in Tägertschi.


Schon damals nahm auch der Landwirt Christoph Baumann einen wichtigen Platz in ihrem Leben ein. Nach der Heirat bestimmte der Schulunterricht den Jahresablauf von Renate Baumann weiterhin mit. Die Familie wurde mit den Kindern Lukas (12 Jahre), Matthias (10 Jahre) und Marilène (8 Jahre) grösser.

Nach der Geburt der Tochter entschied sich die engagierte Lehrerin, ihre berufliche Tätigkeit ausser Haus zugunsten von Familie und Betrieb aufzugeben. «Lernen ist mir sehr wichtig, und so war mir nach der Babypause klar, dass ich mir auch im neuen beruflichen Umfeld die nötigen Fachkenntnisse aneignen wollte», meint Renate Baumann. In den Jahren 2010 bis 2012 besuchte sie den offenen Kurs im Inforama Berner Oberland am Hondrich bei Spiez.


Austausch mit Berufskolleginnen


Die logische Folge vom Schulbesuch und der Ausbildung war danach der Abschluss als Bäuerin FA. «Mit dem breiten fachlichen Wissen kann ich nun ­Mitentscheide besser nachvollziehen, die ich bei anfallenden Geschäften mit meinem Mann mache», stellt die Bäuerin mit dem besten Fachausweisabschluss des Jahrgangs 2013 fest.

Ebenfalls kann sie nun vielfach die Hintergründe und Folgen eines Entscheids besser abschätzen. Von diesen gibt es im 30 Hektaren grossen Lehrbetrieb, wo eben der 19. Lehrling seine Ausbildung absolviert, zahlreiche zu treffen.

Milchproduktion und Ackerbau


35 Simmentaler-Reinzucht-Kühe werden gehalten, mit eigener Aufzucht. Zur Milchwirtschaft gehört auch Ackerbau. So werden Kartoffeln, und Getreide angebaut. Vor allem Weizen, Gerste und Mais gedeihen auf dem Steinackerhof. «In diesem nassen Sommer haben vor allem die Kartoffeln gelitten und grossen Schaden genommen», stellt die Berufsfrau enttäuscht fest. Neben der Mitarbeit auf dem Betrieb pflegt sie ebenfalls mit viel Freude den Garten.


Die Hausarbeit sowie die Verwertung der Hofprodukte gehören auch zu ihren Tätigkeitsfeldern. Vom Unterfangen, sich an die Ausbildung zur Bäuerin zu wagen, hat Renate Baumann noch einen weiteren Profit gezogen. «Ich schätze den konstruktiven Austausch mit meinen Berufskolleginnen und die Kontakte enorm.»


Stärken und Schwächen besser erkennen


Ein breites Wissen fördert neben der Fachkompetenz auch die Sozialkompetenz, ist Renate Baumann überzeugt. «Man lernt sich selber besser kennen und weiss, wo die eigenen Stärken, aber auch Schwächen liegen. Eine gute Ausbildung hilft ebenfalls, sich in einem Ehrenamt zu engagieren», hält sie weiter fest.


So ist es nicht verwunderlich, dass sie sich in ihrer Freizeit ebenfalls im Frauenchor Richigen und im Kirchgemeinderat engagiert. Daneben haben Sport, Geselligkeit und die Zeit mit der Familie einen grossen Raum in den freien Stunden der Bäuerin. Mit den Kindern und dem

Ehemann die Schönheiten und speziellen Orte der Schweiz zu entdecken, gehören zu den Höhenpunkten im Jahresablauf von Renate Baumann.


Bewusst hat sie auch den Weg von der Frau des Bauern zur Bäuerin gewählt, ohne zu wissen, was bereits der bekannte Emmentaler Dichter Jeremias Gotthelf über diese schrieb. «Eine Bauerntochter kann nichts Naturgemässeres werden als eine Bäuerin und auch nichts Schöneres. Eine rechte Bäuerin mit offenem Herzen und offener Hand, klarem Verstand, festem Willen und Übung in allen Dingen ist eine wahre Majestät.»


Barbara Heiniger