Wissen Sie, was eine Scheinwerferzählung ist? So werden unter anderem Feldhasenbestände erhoben, wie in einer neuen Ausgabe des Magazins «Fauna Focus» von Wildtier Schweiz zu lesen ist. Dabei werden verschiedene vorgegebene Routen nachts gleichzeitig befahren und die Felder links und rechts mit Scheinwerfern beleuchtet. So können Feldhasen oder andere Wildtiere gezählt und mittels Hochrechnungen deren Bestand geschätzt werden.

Datenlage schwierig

Es sei nicht einfach, aussagekräftige und fachlich robuste Datensätze zu finden, schreibt Biologe Darius Weber in dem Magazin. Die Zahlen aus den Scheinwerferzählungen etwa stammten hauptsächlich aus den wenigen verbliebenen Gebieten mit hoher Hasen-Dichte und aus solchen, in denen gezielte Feldhasen-Förderprogramme (siehe Kasten) in Gang seien.

Für die ganze Schweiz gebe es nur die Fallwildzahlen. Man könne annehmen, dass je zahlreicher die Hasen sind, desto häufiger auch welche verunfallen. Eine Grafik kommt dabei in den vergangenen 20 Jahren auf eine Abnahme Fallwildzahlen im Mittelland um rund zwei Drittel. Falls das Unfallrisiko für die Hasen gleich geblieben ist, müsste also ihr Bestand auf einen Drittel geschrumpft sein. Falls es zugenommen hat, wäre der Rückgang sogar noch stärker. Natürlich werden nicht alle toten Hasen gefunden.

 

Hasenweizen wird finanziell gefördert

Acht Kantone setzen zurzeit «Getreide in weiter Reihe» im Rahmen einer regionsspezifischen Biodiversitätsförderfläche um (AG, BE, BL, JU, LU, SO, ZG und ZH). Die Flächen sind unter dem Code 595 «Regionsspezifische Förderflächen» erfasst. Unter dieser Ziffer werden verschiedene Massnahmen zusammengefasst. Genauere Angaben zur Fläche könne das Bundesamt für Landwirtschaft nicht machen, teilt das BLW auf Anfrage mit. Die Entwicklung der unter dem Code aufgeführten Flächen zeige aber eine deutlicheZunahme.

Sichere Setzplätze

Bei den Bauern ist die Massnahme als «Hasenweizen» bekannt. In der für die Fortpflanzung wichtigen Monaten sollen die Hasen so vor Fressfeinden und Landmaschinen sichere Junghasen-Setzplätze finden. Zugute kommen soll die Massnahme auch der Feldlerche. Die Aussaat erfolgt im Wechsel von zwei ungesäten und drei gesäten Reihen.

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Positiv für Hasenverteilung

Für 2020 wurde eine erste, grobe Erfolgskontrolle durchgeführt, berichtet «Fauna Focus». Die bisherigen Erkenntnisse zeigten, dass der Hasenweizen die Verteilung der Hasen positiv beeinflusse. Umfangreichere Messungen sollen bald zeigen, ob dadurch auch beim Bestand eine Trendwende geschafft werden könnte.

 

Starker Rückgang im Thurgau

In vier Mittellandkantonen müssen die Jagdgesellschaften die Hasenbestände in ihren Revieren der Jagdbehörde jährlich melden. Im Thurgau gebe es mittlerweile in 18 von 84 Jagdrevieren keine Hasen mehr, schreibt Darius Weber. Im Aargau habe die Zahl der gezählten Tiere von 2001 bis 2019 von über 3000 auf etwa 700 abgenommen.

Der Autor zieht folgendes Fazit:

  • Der Bestand sei in 20 Jahren im Tiefland auf weniger als die Hälfte geschrumpft.
  • Im Mittelland gebe es zu-nehmend Lücken im Verbreitungsgebiet.
  • Im Seeland, bei Genf und vereinzelt anderswo gebe es noch gute, stabile Bestände.

 

Das Magazin

Das Fauna-Focus-Magazin «Ausgehoppelt: der Feldhase verschwindet gerade aus dem Mittelland» ist im Shop von Wildtier Schweiz erhältlich (PDF: Fr. 8.–, Print: Fr. 10.–): www.wildtier.ch/shop