Eigentlich ist es ein Abgesang auf eine schon fast Totgeschriebene, denn wer braucht heutzutage im Zeitalter gekühlter Abholtanks noch Kannen? «Bevor sie nun ganz vom Gestell über dem Stallbänkli verschwinden, wird ihnen in dieser eiweiss­haltigen Revue ein kleines Denkmal gesetzt», schreibt Wittmer auf ihrer Website.

Schauspielerin vom Land

Man merkt in den 90 Minuten, dass da keine Anfängerin mit den Kannen spielt. Wittmer benützt sie mit einer Selbstverständlichkeit als Instrumente, Möbelstücke, Dekorationselemente und Objekte der Zuneigung, wenn sie sie sorgfältig wäscht oder mit ihnen spricht. Das ist kein Zufall, ist doch die Schauspielerin und Musikerin in einer Kleinmolkerei aufgewachsen. «Eine meiner schönsten Kindheitserinnerungen ist die allabendliche Tour, um auf den abgelegenen Höfen die Milch abzuholen. In der Sommerzeit hinten auf dem Lastwagen sitzend, eingebettet zwischen kuhwarmen Milchkannen, laut singend im Garacho heizue», beschreibt sie ihre Erinnerungen.

Milchkanne und Harmonika

Es sind genau solche Geschichten, angereicherte Anekdoten, Tratsch über die Kundschaft, agrarpolitische Anspielungen und anheimelnde Duette von Milchkanne und Harmonika, die diesem milchigen Theaterabend seine chüschtige Note verleihen. Sehr unterhaltsam, und ein wenig melancholisch, denn die Urenkel werden die Kanne wohl nur noch im Museum bestaunen können, als Zeugen einer Zeit, in der man Milch noch von Hand bewegte.             

Adrian Krebs