Grosskatzen wie Löwen oder Leoparden jagen aus dem Hinterhalt und nutzen den Überraschungsmoment ihrer Beute aus, beschreibt ein Artikel in «The Conversation». Werden dieses Raubtiere vor dem Angriff entdeckt, geben sie teilweise auf. So kamen Forschende auf die Idee, dieses Verhalten zum Schutz von Kuhherden in Botswana auszunutzen. 

Augen, Kreuze oder nichts

In Botswana werden Kühe über Nacht zum Schutz vor Raubtieren eingepfercht. Tagsüber aber, wenn die meisten Jäger auf der Lauer liegen, sind sie frei und mehrheitlich unbeaufsichtigt auf der Futtersuche. Daher malte man jeweils vor dem Austrieb einem Drittel der Tiere Augen auf die Kehrseite, ein weiteres Drittel der Herde bekam simple Kreuze an derselben Stelle und der Rest blieb unverändert. Insgesamt waren 2061 Kühe involviert. 

Augen erhöhen die Überlebensrate

Die anderen Faktoren (Weidegebiet, Herdenzug) wurden vereinheitlicht, um die Überlebensraten der Tiere in den unterschiedlichen Gruppen vergleichen zu können. Resultat: Mit aufgemalten Augen sank das Risiko, dass die Kühe von Löwen angegriffen wurden. Tatsächlich wurde keine der zusätzlich «beäugten» Kühe getötet. Hingegen fielen während vier Jahren 16 unbemalte und vier mit Kreuzen versehene Tiere einem Raubtier zum Opfer. Die Wirkung der Kreuze kam für die Studien-Autoren überraschend.

Buchstäbliche «Opferlämmer» empfohlen

Während der Studie waren immer Kühe ohne Bemalung in der Herde. Daher ist unklar, ob das System auch ohne sie funktionieren würde. Die Autoren empfehlen daher, nur die wertvollsten Kühe mit Augen zu schützen. 

Weiter ist davon auszugehen, dass sich die Löwen früher oder später an die Bemalung gewöhnen werden. Daher ist für die Forschenden klar, dass aufgemalte Augen nur eine Ergänzung im Massnahmen-Kit zur Reduktion von Schäden und Verlusten im Zusammenleben mit grossen Raubtieren sein kann.  

 

Noch nie beim Wolf getestet

Auch Daniel Mettler von der Fachstelle Herdenschutz ist die Studie aus Botswana bekannt. «Die Resultate sind ermutigend, um dies auch bei anderen Tieren auszuprobieren», erklärt er auf Anfrage der BauernZeitung. Seines Wissens sei dieses Vorgehen noch nie bei Schaf und Wolf getestet worden. Es bestünden aber gewisse Zweifel, ob Wölfe auf dieses visuelle Schema reagieren würden. «Andere visuelle oder akustische Vergrämungsmassnahmen haben gezeigt, dass es meistens eine Frage der Zeit ist, bis sich die Wölfe an solche Muster gewöhnen», erläutert Mettler.

Man habe bereits Erfahrungen mit Halsbändern gemacht, bei denen allerdings eher das Schutzmaterial als eine (Leucht)Farbe entscheidend für den Erfolg gewesen sei.