Das Thurgauer Ressourcenprojekt «Aquasan» will In einer ersten Phase aufzeigen, auf welchen Wegen Wirkstoffe in Gewässer gelangen. Diese Fakten soll die Basis legen, um Einträge von Pflanzenschutzmittel in Gewäser zu verhindern.

 

90 Betriebe sollen einbezogen werden

soll dank des Projekts «Aquasan» ein besserer Umgang mit Pflanzenschutzmitteln erreicht werden. Im Fokus des Ressourcenprojekts stehen der Acker- und Tafelobstbau sowie der Beeren- und Gemüseanbau.
Der Projektperimeter umfasst den Eschelisbach und die Salmsacher Aach im Oberthurgau mit einem Einzugsgebiet von rund 2550 Hektaren Landwirtschaftlicher Nutzfläche. Die erste Phase wurde im Sommer mit wenigen Betrieben gestartet, ab dem Jahr 2021 folgt die zweite Projektphase mit dem Einbezug der etwa 90 Betriebe im Projektperimeter.
Über die gesamte Projekt-dauer belaufen sich die Kosten
laut Mitteilung des Thurgauer Informationsdienstes auf rund 7,75 Millionen Franken. Der Bund trägt rund 78 Prozent der Kosten. Der Kostenanteil des Kantons beträgt demnach rund 1,7 Millionen Franken. Am Projekt beteiligen sich nebst dem Bildungs- und Beratungszentrum Arenenberg das Thurgauer Amt für Umwelt, das Landwirtschaftsamt, der Verband Thurgauer Landwirtschaft, der Thurgauer Obst­produzentenverband, die Gemüseproduzentenvereinigung der Kantone Thurgau und Schaffhausen, die Vereinigung Thurgauer Beerenpflanzer, Agroscope und Agridea.

 

Ueli Bleiker, der Chef des Thurgauer Landwirtschaftsamts, formuliert die Ziele des Projekts folgendermassen: Das Risiko eines Eintrags von Pflanzenschutzmitteln in Gewässer soll um 50 Prozent reduziert werden. Es gelte, zum richtigen Zeitpunkt, am richtigen Ort, das richtige Pflanzenschutzmittel in der richtigen Menge auszubringen. Die Qualität der landwirtschaftlichen Produkte müsse dabei weiterhin gewahrt werden. «Die Landwirte halten beim Einsatz von Pflanzenschutzmitteln die Vorgaben des Bundes und der Labels ein», betont Bleiker. Das Projekt Aquasan wolle die Gefahren beim Ausbringen von Pflanzenschutzmitteln sichtbar machen und dazu beitragen, die gute Landwirtschaftliche Praxis weiterzuentwickeln.

Unter Generalverdacht

Der Thurgauer Landwirt Urban Dörig steht voll hinter diesem Projekt. «Aquasan soll Fakten liefern», sagt der Vizepräsident des Verbands Thurgauer Landwirtschaft an einer Orientierung vom Montag, an der die Verantwortlichen das Projekt den Medien vorstellten. Gegenwärtig stünden die Landwirte unter Generalverdacht einer schlecht informierten Öffentlichkeit, stellt Dörig fest. So habe ihm ein Passant «den Vogel gezeigt», als er auf einem Feld einen Kompost-Tee ausbrachte – ein Mittel der Regenerativen Landwirtschaft zur Stärkung von Boden und Pflanzen, das absolut ohne synthetische Wirkstoffe auskommt. Dörig ist froh, dass im Projekt Aquasan verschiedene Stellen gemeinsam nach Antworten auf die Frage suchen, auf welchen Wegen Pflanzenschutzmittel in die Gewässer gelangen. «Landwirte denken in Generationen», betont Dörig. Ein schneller Erfolg mit negativen Folgen auf die Böden könne da absolut nicht das Ziel sein.

Höchste Präzision

«Wir brauchen Antworten, die ganze Landwirtschaft steht am Pranger», sagt Ralph Gilg, Landwirt und Präsident des Thurgauer Obstverbandes. Er ist damit gleicher Meinung wie Urban Dörig. Gilg betonte, dass sich die Thurgauer Obstbauern sehr für das Zustandekommen des Projekts Aquasan eingesetzt hätten. Das Bewusstsein in Sachen Pflanzenschutzmittel habe sich in den letzten Jahren geändert. Geringste Mengen von Wirkstoffen liessen sich heute nachweisen, stellt Gilg fest. Ein bis zwei Tröpfchen eines Wirkstoffes seien mit den heutigen Messmethoden im Wasser nachweisbar. «Deshalb stehen Produzenten in einer grossen Verantwortung und müssen bei der Anwen-dung von Pflanzenschutzmitteln höchste Präzision walten lassen». Einen Einfluss auf die ­Natur lasse sich zwar nicht gänzlich verhindern, sagt Gilg. Aber es gelte, Pflanzenschutzmittel möglichst ohne Umweltschäden auszubringen. Gleichzeitig betont er, dass Pflanzen unabhängig von der Anbaumethode auf eine Pflege und einen Schutz angewiesen sind.

Das sind die Massnahmen

Wie Florian Sandrini darlegte, setzt das Projekt Aquasan an diesen Punkten an:

  • Messungen des Eintrags: Erfasst werden Punkteinträge beim Befüllen und Reinigen der Spritzgeräte auf dem Waschplatz. Möglichst parzellengenau erfasst werden: Einträge in Oberflächengewässer durch Abschwemmungen, durch Abdrift und über Drainagen. Auch Einträge von Wegrändern sind Bestandteil der Messungen.
  • Weniger Einsatz von PSM: Blühstreifen mit ausgewählten Pflanzen sollen Schädlinge zum richtigen Zeitpunkt ablenken und Lebensraum für Nützlinge schaffen. Solche Massnahmen werden auf der Bio-Parzelle des Schul- und Versuchsbetriebs Güttingen von BBZ Arenenberg und Agroscope geprüft.
  • Bodenschutz: Auf der Swiss Future Farm werden kulturspezifische Verfahren entwickelt, die die Striegelfähigkeit der ausgesäten Kultur stärken soll. Dabei wird mit falschen Saatbetten zur Keimung der Begleitflora gearbeitet. Optimale Saattiefen sollen für eine ausreichende Verankerung der ausgesäten Kultur beim Einsatz eines Striegels sorgen.

Reinigung auf dem Feld

Wasch- und Befüllplätze werden so gestaltet, dass keine Kontamination der Oberflächengewässer stattfinden kann. Das ist besonders auf Betrieben wichtig, die über keine Jauchegrube verfügen, in welcher Rückstände von Pflanzenschutzmitteln aufgefangen, verdünnt und teilweise abgebaut werden können. Zu diesem Zweck werden im Projekt Aquasan Landwirte im Umgang mit Pflanzenschutzmitteln sensibilisiert. So darf etwa kein Pflanzenschutzgerät nach dem Einsatz draussen stehen gelassen werden, weil ein Regenschauer Rückstände von Wirkstoffen abwaschen und zu einem Punkteintrag führen könnte. Das BBZ Arenenberg testet mit einer mobilen Auffangwanne und einer Verdunstungsanlage Möglichkeiten, um Punkteinträge zu verhindern, Pflanzenschutzmittelreste zu trocknen und der Verbrennung zuzuführen.

Es werden aber auch Systeme getestet, die eine komplette Reinigung der Pflanzenschutzgeräte auf dem Feld ermöglichen. Reste von Pflanzenschutzmitteln sollen dabei über die bestehende Humusschicht und die Aktivität der Bodenlebewesen abgebaut werden.

So wird kontrolliert

In der jetzt laufenden Phase des Ressourcenprojekts wird abgeschätzt, über welchen Weg Pflanzenschutzmittel in die Gewässer gelangen. Wie Heinz Ehmann vom Thurgauer Amt für Umwelt darlegte, stehen zu diesem Zweck acht Messstellen im Einsatz. In der zweiten Phase soll auf Basis der Spritzpläne der Landwirte und Messungen im Feld die Wirksamkeit von Massnahmen überprüft und optimiert werden. Die Entnahme von Gewässerproben erfolgt nach Niederschlägen. Die entnommenen Wasserproben werden extern auf rund 550 Wirkstoffe untersucht. Un-ter diesen befinden sich rund 170 der 270 zugelassenen synthetischen Pflanzenschutzmittelwirkstoffe. Je nach Fragestellung kann laut Ehmann die Analytik erweitert werden.