Einerseits um später erfolgreich einen Betrieb führen zu können und andererseits um in den Genuss von Direktzahlungen zu kommen. Der Beruf des Bauern ist sicher sehr streng, aber er ist auch sehr abwechslungsreich und attraktiv. Man ist viel in der Natur, hat viel mit Tieren zu tun und man muss sich auch mit Technik und Maschinen gut auskennen. Ja, selbst Büroarbeit gehört dazu. Diese Anforderungen bedingen eine sehr gute Ausbildung, die dem Landwirt aufgrund der Breite an erworbenen Kenntnissen hilft, auch in anderen Sparten erfolgreich zu sein, die dem Bauerndasein sehr nahestehen.

Die Lehrlingszahlen bestätigen es, die landwirtschaftliche Ausbildung boomt, und nicht erst seit heute, sondern schon einige Jahre. Früher hiess es oft: Du bist zu dumm, du kannst höchstens noch Bauer werden. Dieser Spruch entsprach nie der Wahrheit. Heute erst recht nicht mehr. Denn die dreijährige Ausbildung zum Landwirt verlangt den Lernenden alles ab. Die Themenvielfalt ist breit, sie reicht vom Ackerbau über den Pflanzenbau bis zur Viehzucht, zur Buchhaltung oder zum Betriebsmanagement.  

Die Ausbildung zum Landwirt hat sich in den letzten 40 Jahren stark verändert. Die dreijährige Lehre wurde eingeführt und auch der Schulstoff wurde angepasst. Produzieren hiess es in den 1970er-Jahren. Die Preise waren gut, eine fast hundertprozentige Abnahmegarantie gab es von Bundesbern. Von Bio, Ökologie oder von wenig Dünge- und Pflanzenschutzmitteleinsatz war damals in der Schulstube nicht viel zu hören. Der Landwirt von heute ist mehrheitlich ein Unternehmer, muss mit viel schlechteren Preisen zurechtkommen als früher und für den administrativen Aufwand braucht er schon fast ein Studium. Daher ist es wichtig, den Schulstoff immer wieder den Herausforderungen anzupassen.

Auch der Autor ging am 26. April 1982 mit Sack und Pack ins erste Lehrjahr. Damals wurde noch keine Schnupperwoche auf dem auserwählten Lehrbetrieb absolviert. Ein Samstagnachmittag genügte und der Lehrvertrag war unterschrieben. Obwohl die Mutter damals weinte, freute man sich auf den neuen Lebensabschnitt. Endlich von zu Hause weg, kein öder Schulalltag mehr. Jetzt kann das Leben beginnen. Gut, nach 14 Tagen war man wieder auf dem Boden der Realität und dachte gerne an die schöne Zeit im Hotel Mama zurück. 

Von nun an musste jeden Tag ein Arbeitseintrag ins Tagebuch gemacht werden. Auch ein Betriebsheft mit vielen Artikeln hatte man bis Ende Jahr zu führen. Die Schule, welche man vor allem in den Wintermonaten besuchte, bot einem eine grosse Abwechslung zum Alltag. Mit 16 Jahren interessierte man sich aber noch nicht gross für Themen wie Agrarpolitik, Betriebswirtschaft oder Buchhaltung. Standen aber Kühe oder Traktoren auf dem Stundenplan, war man plötzlich wieder hellwach.

Vor allem das dritte Lehrjahr fordert heute den Lernenden alles ab. Der Schulstoff ist immens, die Themen sind vielfältig und auch die Abschlussprüfung steht vor der Türe. Ein halbes Jahr fünf Tage in der Woche wieder zur Schule gehen zu müssen, ist für viele gewöhnungsbedürftig. Auch viele Lehrbetriebe sind mit diesem System nicht glücklich. Können die Lehrlinge endlich Verantwortung übernehmen, so sind diese das halbe Jahr weg, lautet der Tenor. So werden Stimmen laut, dass man doch einige Schultage vom dritten Lehrjahr auf die zwei ersten verteilen sollte. 

Die Landwirtschaft ist auch in Zukunft ein wichtiger Faktor in der Produktion von Lebensmitteln und zum Erhalt der Umwelt. Von der Idylle kann aber ein Landwirt mit Sicherheit nicht leben, aber um den Beruf des Landwirts zu lernen, muss auch das Herz seinen Platz haben und nicht nur der Kopf. Denn besonders in schwierigen Zeiten – und die gab es und wird es auch in Zukunft mehr als genug geben – trägt das Gefühl mehr als der Verstand. Und bei diesen sehr schlechten Produzentenpreise nützt leider auch eine gute Ausbildung sehr wenig, vielmehr zählt da Freude an einem vielseitigen Beruf, ein Beruf der Landwirt heisst!

Peter Fankhauser