"Ab Sonntagmorgen bis Dienstag und je nach Prognosemodell  auch schon bereits am Samstagmorgen muss vielerorts mit Bodenfrost gerechnet werden, wobei allenfalls auch eventuell mit Luftfrost auf 2 Metern über dem Boden gerechnet werden muss." Das schreibt die Fachstelle Obstbau Strickhof in der jüngsten Sonderausgabe des Obst-Info. "Erst am Mittwoch sollten die Nachttemperaturen wieder ansteigen, wobei möglicherweise die Situation mit dem Frost im Frühling 2017 vergleichbar werden könnte", heisst weiter. Besonders gefährdet sind die blühenden Obst- und Beerenkulturen. In diesen können bereits Temperaturen unter 0 °C zu Spätfrostschäden führen. Doch auch die jungen Rebtriebe sind akut gefährdet und können analog zu den blühenden Pflanzen ebenfalls Schaden nehmen. Zudem weist die Fachstelle daraufhin, dass bei Frost bereits abgeblühte Obstkulturen sowie junge Früchte auch zwei Wochen nach der Blüte bei Frost auf hohem Niveau Schaden nehmen können.

Grünbewuchs tief halten

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, Kulturen vor dem möglichen Boden- oder Luftfrost zu schützen. In den Fahrgassen und Rebreihen ist der Grünbewuchs durch Mulchen möglichst tief zu halten. Zudem können die Netze und Folien in der Schutzstellung geschlossen werden. Hier ist aber zu beachten, dass diese bei Schneefall geöffnet werden müssen, damit die Schneelast nicht ganze Anlagen und Gerüste einreisst. Als weitere Massnahme empfiehlt die Fachstelle bei den Erdbeeren, nachts das Abdecken der Felder mit Vlies. Ab Temperaturen von minus 3 °C müssen auch im Tunnelanbau zwei Lagen eingesetzt werden.

Vlies-Abdeckungen

Im Feldbau ist vor allem das Kraut der neuen bereits aufgelaufenen Kartoffelfelder gefährdet. Frost kann zu einem Absterben der oberflächlichen Grünteile  führen, so dass danach die Pflanze wieder neue Stauden bilden muss. Hier können die vielfach eingesetzten Vliesabdeckungen einen gewissen Präventionsschutz bieten. Auch mit einer mit Rotoren (Helikoptereinsatz) oder Gebläse erfolgte Umwälzung der Luftschichten kann einiges erreichen, sofern in niedriger Höhe bereits wärmere Luftschichten vorhanden sind.

Kaum mehr Paraffinkerzen

Wer auf direkte Frostschutzmassnahmen setzt, musste sich bereits vor einigen Wochen oder  Monaten darauf vorbereiten. Aufgrund der Erfahrungen aus den beiden Frostjahren 2016 und 2017 sind zum Heizen eingesetzte Paraffinkerzen kaum mehr zu haben. In den erwarteten Frostnächten kommen auch sogenannte Frostbuster zum Einsatz: Auf Fahrzeugen wird Luft mit einem Gasbrenner erwärmt und in die Kulturen geblasen. Andere Landwirte setzen auf kleine Feuer mit Brennholzscheitern oder auch Pellets.

Frostbewässerung

Verschiedene Betriebe haben nach den beiden gravierenden Frostjahren 2016/17 baulich aufgerüstet und in Anlagen für Frostbewässerungen investiert. Im Obstbau erfolgt diese Bewässerung mit  einer Frost-Überkronenberegung. Diese wird in vielen Regionen wie etwa im Südtirol oder auch im Wallis seit Jahrzehnten erfolgreich angewendet. Auch im Feldbau ist diese Schutzmöglichkeit gegeben. Voraussetzung ist allerdings, dass man mit einer Flächenberegnung ausgerüstet ist. Zudem müssen genügend Wasserreserven zur Verfügung stehen. In der Fachliteratur wird von einem Wasservorrat für 10 Stunden gesprochen. Dabei müssen pro Stunde 3 bis 4 Millimeter Niederschlag oder pro Hektare 30 bis 40 Kubikmeter Wasser vorhanden sein. Die Beregnung muss bereits bei 1 °C eingeschaltet werden und darf erst nach dem erfolgten Abtauen eingestellt werden.

Sehr kalte Polarluft

Für die drohende Frostgefahr sorgt eine auf dem Weg nach Süden gestartete Zone mit sehr kalter Polarluft, die in eine Nordwestströmung eingelagert ist. Diese kalten und labil geschichteten Luftmassen werden am Samstagmorgen die Schweiz erreichen und die Schneefallgrenze bis ins Flachland absinken lassen. Grundsätzlich ist bei niedriger Luftfeuchte die Frostgefahr erhöht, weil trockene Luft weniger Energie enthält. "Als Faustregel gilt bei mittlerer Luftfeuchte: Die Temperatur bei Sonnenuntergang minus 8 °C ergibt die zu erwartende Tiefsttemperatur am nächsten Morgen", heisst es im Strickhof-Info. Nasse Pflanzenteile können aber schon bei Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt Forstschäden erleiden, da sie zusätzlich der Verdunstungskälte ausgesetzt sind.