Der erste Teil der Pflanzenschutztagung 2020 des Kantons Luzern – Neuerungen auf dem Mark – war schnell abgehandelt: Neue Wirkstoffe für das Jahr 2020 gibt es keine. Hingegen fallen Wirkstoffe wie Chlorothalonil (ab 1. Januar 2020) oder Chlorpyrifos (Aufbrauchfrist bis 30. Juni 2020) weg.

Neu auf dem Markt sind einzig Produkte, welche Altbekanntes frisch kombinieren. Oder das Produkt Attracap mit dem Wirkstoff Metharizium brunneum, das im Rahmen einer Sonderbewilligung bis 31. Juli 2020 gegen Drahtwürmer in Kartoffeln bewilligt worden ist.

Für die Zukunft rechnet Pflanzenbau-Berater Heinrich Hebeisen vom BBZN Hohenrain damit, dass weitere Produkte vom Markt genommen werden. «Nebst den generell hohen Hürden für Neuzulassungen ist in dieser Hinsicht das neu eingeführte Verbandsbeschwerderecht nicht förderlich», vermutet Hebeisen.

Kaum wissenschaftliche Ergebnisse für alternative Behandlungsmöglichkeiten vorhanden

Zunehmen wird in diesem Kontext die Bedeutung von alternativen Behandlungsmöglichkeiten. Als Beispiele erwähnte Hebeisen etwa den Einsatz von Kompost-Tee, TMCE-Produkten oder homöopathischen Präparaten.

Hebeisen hat Parzellen beobachtet, auf denen diese Produkte erstaunliche Wirkung gezeigt haben: «Hier ist aber im Moment noch jeder einzelne Landwirt angehalten, selber Erfahrungen zu sammeln und zu tüfteln.» Denn Ergebnisse aus wissenschaftlichen Exaktversuchen sind derzeit leider noch Mangelware.

Die HAFL forscht über Homöopathie-Anwendung bei Kartoffeln

Das soll sich aber ändern. An der HAFL untersucht die Gruppe von Hans Ramseier derzeit die Wirkung von homöopathischen Präparaten im Kartoffelanbau. Erste Resultate deuteten eine vielversprechende Wirkung auf den Ertrag und gegen Alternaria an. Das Ziel von Hans Ramseier ist nun, wissenschaftliche Exaktversuche durchzuführen. Damit sollen der Praxis zuverlässige Informationen vorgelegt werden können.

Auch grosse Pflanzenschutzmittel-Hersteller sind daran, im Bereich alternativer Pflanzenschutz zu forschen. Die Fenaco plant, in diesem Bereich ihr Sortiment massiv auszubauen. Ebenfalls setzen bereits einige Lohnunternehmer auf alternative Methoden im Bereich Pflanzenschutz.

In der Nacht spritzen schont die Umwelt

Martin Häberli von der HAFL in Zollikofen wies im Rahmen der Pflanzenschutztagung 2020 des Kantons Luzern in Sursee darauf hin, dass man beim Pflanzenschutz mit der Wahl des richtigen Zeitpunktes sehr viel Positives bewirken könne. «Ich spritze selber oft in der Nacht, das heisst ab 22 Uhr abends oder am Morgen von 4 bis 6 Uhr», so der HAFL-Mitarbeiter mit eigenem Betrieb.

Die Bedingungen seien dann ideal, weil keine Thermik herrsche und ein gutes Verhältnis zwischen Luftfeuchtigkeit und Temperatur besteht. «So können wir die Wirkstoffmenge relativ einfach reduzieren, ohne Einbussen bei der Wirkung zu haben», ist Häberli überzeugt. Dies daher, weil fast nichts mehr über die Atmosphäre verloren geht.