Benä Schmid verbringt dieses Jahr ihren zweiten Sommer auf der Alp Euw unterhalb des Fronalpstocks. «Ich hätte ja nie gedacht, dass mich das Alpfieber mal so richtig packt», berichtet sie vor der Alphütte bei Rösti und Käse. Es sei alles nicht ganz so geplant gewesen, manchmal komme alles anders.

Zwei Alpen betreuen

Die Alp Euw ist zu Fuss erreichbar und liegt direkt am Wanderweg, der auf den Fronalpstock führt. Die Älplerin der Euw betreut zwei Alpen, unterhalb ist die Weissenfluh. Insgesamt sind das 52 Hektaren. «Die beiden Alpen gehören zusammen, aber die Weissenfluh ist die Voralp vom Laubgarten und wir fahren alle miteinander auf», erklärt Benä Schmid. Die ersten zwei Wochen ist sie auf zwei Alpen unterwegs, das sei schon streng. «Du gehst ständig runter und wieder hoch», erklärt die Morschacherin.

Rinder statt Milchkühe

Gemolken wird auf der Alp Euw nicht mehr. Im Moment sind 50 Rinder da. Die Alp hat kein warmes Wasser und keinen Strom oder eine praktische Zufahrt. Zudem ist es sehr steil und hat mageres Gras. Für Milchkühe weniger geeignet. Weil sie Rinder hat, ist Benä Schmid flexibler. Sie kann mal wieder runter auf den Talbetrieb oder etwas besorgen. Das Vieh auf ihrer Alp ist von verschiedenen Bauern. Ausser einzelne Red Holstein sind alles Original Braunvieh oder Brown-Swiss-Tiere.

«Langeweile kenne ich nicht.»

Benä Schmid hat immer etwas zu tun und ist viel beim Vieh.

Frauenpower auf der Alp

Als Frau werde man oft unterschätzt. Am Anfang als sie z Alp ging, hätten viele Leute Zweifel geäussert. Sie musste sich erst beweisen. «Es gibt doch auch immer mehr Frauen, die einen Bauernhof führen. Man sollte diese genau gleich ansehen wie einen männlichen Landwirt», erklärt Benä Schmid und hofft, dass das eines Tages selbstverständlich ist. Jeden Abend, wenn sie auf der Alp oben ist, ruft sie den Alpsegen, auch Betruf genannt. Das sei halt schon wichtig und eine Tradition auf den Alpen. Langeweile oder Einsamkeit kennt Benä Schmid nicht. «Ich habe immer etwas zu tun. Ich verbringe so viel Zeit mit dem Vieh, inzwischen sind fast alle handzahm», so die junge Älplerin.

Benä Schmid hat eine Ausbildung zur Restaurationsfachfrau und eine Zweitausbildung als Bäcker-Konditorin gemacht. Danach hat sie in der Logistik gearbeitet. Vor drei Jahren erlitt sie einen Schicksalsschlag. Sie hatte eine grössere Operation, welche ihr nicht mehr ermöglichte, weiter in der Logistik zu arbeiten. Sie darf nur noch wenige Kilogramm heben. Da die Alp Euw einen neuen Älpler suchte, hat sie sich gemeldet. «Ich teile mir die Arbeit so ein, wie es halt gerade geht», das funktioniert super, erklärt die aufgestellte Frau. Als sie das erste Mal auf die Alp ging, war die Wehmut im Herbst riesig. Für sie war klar, sie möchte wieder gehen. «Nur schon wenn ich ans Abfahren denke, werde ich traurig», beschreibt sie.

Traum vom Lastwagenfahren

Durch den gesundheitlichen Eingriff hat sich für Benä Schmid ein neue Perspektive ergeben. vor Kurzem hat sie die Lastwagenprüfung erfolgreich bestanden. «Ich wollte schon immer Lastwagen fahren, am liebsten Schwertransport», sagt sie und lacht dabei. Sie ist ein grosser Scania- und Subaru-Fan. Privat fährt sie einen Subaru Impreza. «Der bleibt aber im Tal», für den halben Weg zur Alp und zur Seilbahn benötigt Benä Schmid ein berggängiges Fahrzeug und ab da gehts zu Fuss weiter.

Ab Herbst wird die junge Älplerin mit dem Lastwagen unterwegs sein in der Hoffnung, für die Sommermonate wieder auf die Alp zu können.