Im Dezember letzten Jahres wurde das Gentech-Moratorium in der Schweiz bis 2021 verlängert. Anfang 2018 will der Europäische Gerichtshof über ein schon längst fälliges Urteil entscheiden. Dabei geht es um die rechtliche Einordnung von Organismen, die mit den neuen, revolutionären Genome Editing-Verfahren wie etwa Crispr-Cas entwickelt wurden: Fallen sie unter «normale» oder «gentechnisch veränderte» Organismen (GVO)?

Der EU-Entschluss Anfang 2018 könnte nun das weitere Vorgehen in der Schweiz beeinflussen. Sollten Crispr-Cas-veränderte Pflanzen zugelassen werden, müsste laut Urs Niggli, Direktor des Forschungsinstituts für biologische Landwirtschaft (FiBL) in Frick AG, eine ehrliche Deklaration eingeführt werden sowie unterschiedlich aufwendige Zulassungsverfahren, welche das potenzielle Risiko bewerten (aus einem Interview der BauernZeitung im Mai). In Anbetracht der gesellschaftlichen Attacken auf die Pflanzenschutzmittel zeigt Crispr-Cas Potenzial für eine nachhaltige Landwirtschaft. Jedoch wird die gesellschaftliche Wahrnehmung getrübt von Unwissenheit bezüglich Genome Editing und Zweifel an der Sicherheit dieser Verfahren. Alles «naturfremde» wird unter «Gentechnik» eingestuft und der Industrie Profitgier vorgeworfen. Laut Gerd Spelsberg, Projektleiter von transgen.de (Forum Bio- und Gentechnologie e. V.), in Aachen, Deutschland, muss Genome Editing als neues Thema, abseits der GVO-Debatte, diskutiert werden. Vor allem weil sich der Fortschritt nicht mehr aufhalten lässt: «Wir stehen noch am Beginn. Es werden in den kommenden Jahren massive Veränderungen auf uns zukommen», sagt Holger Puchta, Institutsleiter der Molekularbiologie und Biochemie am Karlsruher Institut für Technologie, Deutschland. So werden auch intensivere Diskussionen mit Landwirten und Konsumenten notwendig sein, um gemeinsame Chancen und Risiken nüchtern zu beurteilen. Momentan ist alles stark emotional, was nicht hilfreich ist.

Katrin Erfurt