Die Marmorierte Baumwanze (Halyomorpha halys) stammt ursprünglich aus Ostasien und wurde 2004 zum ersten Mal in der Schweiz entdeckt. Seither hat sie sich zu einem bedeutenden Schädling in der Landwirtschaft entwickelt. Der kleine Plagegeist sorgte in Birnen letztes Jahr laut Schätzungen des Schweizer Obstverbands für Ausfälle von über drei Millionen Franken. Auch im Gemüsebau entstanden Schäden in Millionenhöhe. 

Natürlicher Gegenspieler

Agroscope überwacht das Auftreten und die Entwicklung dieser Wanze in der Schweiz und untersucht verschiedene Strategien, um die von ihr verursachten Schäden zu reduzieren. Ein möglicher Lösungsansatz sei die Bekämpfung mit ihrem natürlichen Gegenspieler, der Samuraiwespe, schreibt die landwirtschaftliche Forschungsanstalt des Bundes in einer Medienmitteilung.

Die ebenfalls aus Asien stammende Schlupfwespe parasitiert die Eier der Marmorierten Baumwanze, das heisst, sie legt ihre Eier in die Eigelege des Schädlings und kann somit dessen Vermehrung entscheidend eindämmen. Das gleiche Verfahren wird in Privathaushalten mit einer heimischen Schlupfwespe beispielsweise gegen Vorratsmotten bereits heute erfolgreich eingesetzt.

Freilandversuch auf Birnenparzelle

Die Samuraiwespe breitet sich seit ein paar Jahren zwar selbständig in der Schweiz aus, doch ist die Population noch sehr klein – zu klein, um die Baumwanze in Schach halten zu können. Nun haben das Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) und das Bundesamt für Umwelt (BAFU) erstmals einen kontrollierten Freisetzungsversuch mit dieser Schlupfwespe auf einer Birnenparzelle im Kanton Zürich bewilligt.

Landwirt Daniel Wegmann stellte dafür seine Birnenparzelle zur Verfügung, Andermatt Biocontrol lieferte die Samuraiwespen. Ziel des Versuchs ist es, die Parasitierungsrate im Schweizer Freiland zu messen.

Ergebnisse in einigen Wochen

Am ersten Versuchstag haben die Forschenden ca. 270 nicht mehr lebensfähige Eigelege der Marmorierten Baumwanze auf der Birnenparzelle ausgebracht und in unmittelbarer Nähe die Samuraiwespen freigesetzt. Nach vier Tagen werden die ausgebrachten Eier wieder eingesammelt, ins Labor gebracht und untersucht, ob sie durch die Wespen parasitiert wurden.

«Der Versuch ist sehr wichtig, um abschätzen zu können, ob die Samuraiwespe auch unter Schweizer Bedingungen die Marmorierte Baumwanze natürlich bekämpft», wird Barbara Egger, verantwortliche wissenschaftliche Mitarbeiterin bei Agroscope, zitiert.  Die Resultate des Freisetzungsversuchs seien in einigen Wochen zu erwarten.

«Meilenstein für den Obstbau»

Der Versuch sei «ein Meilenstein für den Obstbau» im Kampf gegen den Schädling, teilt der Schweizer Obstverband mit, der den Versuch unterstützt. Ebenfalls daran beteiligt sind Tim Haye vom internatinalen Forschungszentrum Commonwealth Agricultural Bureaux International (CABI) und David Szalatnay von der Fachstelle Obst am Strickhof.

 

Integrierter Pflanzenschutz

Zur Regulierung der Marmorierten Baumwanze speziell im Obstbau laufen aktuell bei Agroscope weitere Forschungsarbeiten in Zusammenarbeit mit kantonalen Fachstellen, Forschungsinstituten in der Schweiz und im benachbarten Ausland. Langfristig werde vermutlich nur das Zusammenspiel verschiedener Massnahmen den Schädling nachhaltig unter Kontrolle bringen, schreibt Agroscope. Ein «integrierter Pflanzenschutz» verfolgt dabei eine Kombination diverser Bekämpfungsansätze, wie etwa die Einnetzung der Obstbäume, der Einsatz von natürlichen Alternativen wie der Samuraiwespe oder der gezielte Einsatz von Pflanzenschutzmitteln.