Der Preis für innovative und unternehmerische Landwirte könnte im November nach Seuzach ZH gehen. Dort baut Klaus Böhler Urdinkel an. Er lässt ihn aber nicht ausreifen, sondern schneidet ihn, wenn das Gras etwa zehn Zentimeter hoch ist.


Seine Kunden bestellen das Gras abgepackt in Beuteln à 500 Gramm. Das Urdinkelgras, Klaus Böhler hat sich für die Sorte Oberkulmer Rotkorn entschieden, kann ausgepresst und der Saft getrunken werden. Das knallgrüne Getränk ist reich an Chlorophyll, und dieses ist voll mit Nährstoffen und Vitaminen, es soll gut für den Blutkreislauf sein. Davon war man bereits im antiken China überzeugt. Klaus Böhler hat 2008, aufgrund einer Kundenanfrage, begonnen, dieses Gras anzubauen.


Vom Schnittlauch 
zum Dinkelgras
Auf dem Hof in Seuzach, der nur einige Gehminuten vom Bahnhof entfernt und somit sehr zentral liegt, hat Klaus Böhlers Bruder zuvor vor allem Getreide angebaut. Nach Übernahme des kleinen Betriebs mit seinen gut acht Hektaren hatte Klaus Böhler erst im Sinn, den Betriebszweig mit den Kürbissen auszubauen. Auf der Suche nach Abnehmern bot er sie unter anderem Tibits, der vegetarischen Restaurantkette, an. Doch diese hatte bereits genügend Kürbisproduzenten. Auf seiner Suche erhielt er von der Rathgeb Bio Log AG das Angebot, Schnittlauch zu produzieren. Dafür war der findige Demeter-Bauer zu haben. Dabei sammelte er erste Erfahrungen mit einer Kultur, die eine kurze Vegetationsdauer hat.
Einige Monate später meldete sich Tibits wieder. Sie suchten einen Produzenten für Dinkelgras. Böhler besorgte sich Saatgut und Sämaschine. Die ersten Versuche endeten fast ausschliesslich als Mulch. Regelmässig wachsende Halme zu kriegen und im richtigen Moment zu ernten wollte geübt sein.


Clevere Lösung 
für frische Lieferung
Dinkelgras wird von Hand geschnitten. Das ist sehr arbeitsintensiv. Und vor allen Dingen ist das Gras nicht lange haltbar. Das frisch geschnittene Urdinkelgras für Tibits und das Haus Hiltl wird von deren Logistikern abgeholt.


Für Privatkunden hat Böhler ein Liefersystem entwickelt: Vier Tage vor dem Schnitt informiert er seine Kunden per E-Mail. Diese können dann bei Bedarf ihre Bestellung aufgeben. So weiss Böhler direkt, wie viel er jeweils schneiden kann. Bei den rund 100 Kunden, die er in seiner Kartei hat, bestellen wöchentlich zirka 10 Prozent. Das abgepackte Gras verschickt er per Post in die ganze Schweiz. Die Kunden sind hauptsächlich durch seine Homepage auf ihn gestossen.  


Mit dem Schnittlauch hat Klaus Böhler inzwischen aufgehört. Mittlerweile hat er aber ein neues Produkt entdeckt und bereits im Angebot: Edamame. Die noch grünen Kerne der Sojabohne können als Snack mit etwas Salz gewürzt und verspeist werden. Klaus Böhler ist immer auf der Suche nach einer neuen Herausforderung.


Grundsatzdiskussion über 
Nahrungsmittel und Energie
Dass er zu den vier Nominierten für den Agropreis gehört, ist für den Agronomen eine Ehre. Daneben freut ihn, dass mit der Aufmerksamkeit auf das Dinkelgras eine Diskussion angekurbelt wird, die ihn beschäftigt.


Grundlegende Überlegungen zur gesunden und effizienten Ernährung sollten vermehrt gestellt werden, meint Klaus Böhler: «Können wir uns leisten, zunehmend hochwertige Pflanzeninhaltsstoffe den Tieren zu ver­füttern? Wäre es sinnvoll, mehr roh als «veredelt» zu essen? Pflanzliche Nahrung ist wohl das Edelste, was es zu essen gibt – wo liegen die unerschöpflichen Potenziale?»


Auch der Energiehaushalt seines Hofs ist ihm wichtig. Mit 120 2 Solarpanels auf seinem Dach generiert er 30 00 kWh im Jahr – mehr Energie als er verbraucht, im Betrieb, der externen Verarbeitung und im Haushalt.

Nadine Baumgartner

Mehr Infos unter: www.bioboehler.ch