"Keine grossen Spezialgeschäfte und höchstens eine Stunde", dies versprach Urs Schneider, der Präsident von Agro Marketing Suisse (AMS) an der Mitgliederversammlung am Montag in Bern. Die positive Bilanz des Jahres 2018 und der Kampagne "Innere Werte" wurde von den Mitgliedern ohne Einspruch zur Kenntnis genommen.

"Innere Werte" nach aussen tragen

Der Leiter der Marketingkommunikation "Schweizer Fleisch", Marcel Portmann, erklärte, die Latte für die Bekanntheit der Suisse Garantie sei hoch: "Wir messen uns da etwa mit dem "Aus der Region – für die Region" der Migros oder Coop-Marken, die ein Vielfaches unseres Marketing-Budgets zur Verfügung haben". Urs Schneider betonte, man müsse den Konsumenten den Wert und die Qualität von Schweizer Produkten klar machen und auf diese Weise für mehr Sachlichkeit in der Landwirtschafts- und Ernährungsthematik sorgen. Schliesslich seien die vergangenen und auch laufenden Initiativen "in vielen Bereichen extrem". Mit der gestützten Bekanntheit von 74 Prozent ist der Präsident mit Blick auf das bescheidenere Budget sehr zufrieden. 

Mit den guten Controlling-Ergebnissen wolle man eigentlich weitermachen wie bisher, so Portmann. Die finanziellen Mittel würden dabei vor allem in die Streuung investiert. "Wir haben keine Werbeagentur, sondern machen das direkt", betonte er. Im Herbst sollen neue native Ads (Publi Reportagen) online gehen.

Ziel: übergeordnete Strategie

Da für das laufende Jahr eine übergeordnete Strategie erarbeitet werden soll, ist das Vereinsbudget (bzw. die einzelnen Projekteingaben) noch nicht ganz fix. In Workshops wurde zusammen mit den Branchenorganisationen und dem Vorstand diskutiert, "wohin die AMS in Zukunft gehen soll", wie Schneider es formulierte. Diskussionspunkt war etwa die Gewichtung von sozialen Medien im Verhältnis zu Messeauftritten. Ein konkreter Vorschlag für eine übergeordnete Strategie soll im August vorgestellt werden, kündigte Schneider an. Die Mitgliederbeiträge würden aber gleich bleiben, betonte der Präsident. 

Agro Marketing Suisse ist Mitglied im Verein "Qualitätsstrategie", der gemäss Urs Schneider "vertikal alle Akteure der Wertschöpfungskette umfasst, etwa den Konsumentenschutz, die Migros und Produzenten". Das Ziel dieser Qualitätsstrategie ist es, die Positionierung der Schweizer Agrarprodukte und Lebensmittel langfristig zu stärken. Dazu soll jede Branchenorganisation eine eigene Mehrwertstrategie erarbeiten. Agro Marketing Suisse arbeitet zur Zeit Vorschläge aus und beteiligt sich auch finanziell an dem Projekt.

Einsparungen bei den Messen

Agro Marketing Suisse verzeichnete einen positiven Geschäftsabschluss des Jahres 2018 mit einem Jahresgewinn von rund 195'000 Franken, wie Barbara Schneeberger, Leiterin Administration und Marketing der Swissmilk, verlas. Die Budgets seien alle eingehalten worden, so der Präsident. Eine erfreuliche Nachricht für die Branchenvertreter und Mitglieder der AMS waren tiefere Messeausgaben durch Einsparungen in der Gastronomie. Neu werde die Messegastronomie nicht mehr von der AMS selber betrieben, sondern an die Restaurants ausgelagert, erklärte Schneider. Die Betreiber verpflichten sich, Schweizer Produkte unter der Marke "Suisse Garantie" zu verwenden und auch zu kennzeichnen. Für die AMS fallen so die Kosten für Personal und Gastro-Betrieb, aber auch die Einnahmen daraus weg.

Potenzial in der Systemgastronomie

Der Geschäftsführer der AMS, Denis Etienne, erklärte, die Systemgastronomie sei schon länger ein Projekt der AMS gewesen. Das Potenzial sei gross und das Ziel klar: die Marktanteile der Schweizer Produkte in Krankenhäusern und ähnlichen Institutionen zu steigern. "Die Idee ist, nicht nur Schweizer Produkte zu predigen, sondern sie konkret als nachhaltiger als Importware zu bewerben", so Etienne. Gegenüber Schweizer Kartoffeln könnten biologische aus Ägypten in Sachen Nachhaltigkeit nicht mithalten, ist er überzeugt. Damit folgt man also der Kampagne der "inneren Werte".

Etienne rief die Mitglieder auf, vermehrt auf den AMS-Media-Dienst zurückzugreifen. Dieser kaufe margenfrei Werbeplätze im Fernsehen und anderen Medien. "Je mehr Umsatz die AMS-Media macht, desto mehr Rabatte können wir den Mitgliedern gewähren", so der Geschäftsführer.

Veränderungen an der Grünen Woche

Nach 25 Jahren muss sich die AMS mit einem neuen Standplatz an der Grünen Woche in Berlin (D) anfreunden. Die Messehalle, in der die Organisation bisher eingerichtet war, werde umgebaut "und wir wissen ja, in Deutschland dauern Bauprojekte jeweils etwas länger", bemerkte Urs Schneider. Vermutlich war dies eine Anspielung auf den unvollendeten Bau des Berliner Flughafens. Er sieht im Wechsel aber auch Chancen, etwa um mit einer leicht verkleinerten Fläche die Kosten zu senken oder Synergien mit anderen Ausstellern in der neuen Halle zu nutzen. Dem AMS-Präsidenten schwebt eine "Alpenländer-Halle" vor, zusammen mit Österreich und Liechtenstein. Man habe eine gute Verhandlungsposition in Berlin; "wir können sagen, sonst kommen wir einfach nicht".

Neuerungen im Vorstand

Neu ist auch Schweizer Zucker ein Mitglied der AMS. Daher wird in der kommenden Werbekampagne vom August/September auch ein Zucker-Sujet auftauchen. Damit sei in dieser Organisation "alles repräsentiert, was mit landwirtschaftlichen Produkten zu tun hat", wie Urs Schneider zusammenfasste. Da Jimmy Mariétholz, der bisherige Präsident des Verbands Schweizer Gemüseproduzenten VSGP neu den Schweizer Obstverband präsidiert, musste für den AMS-Vorstand ein neuer Vertreter der Gemüseproduzenten gewählt werden. Mariétholz frühere Stelle nimmt neu Matija Nuic ein, der neue Direktor des VSGP.