Eliane Elsener aus Feusisberg und Nadia Ettlin aus Kerns absolvieren das Haus­wirtschaftsjahr Agriprakti. Sie ­berichten, wie sie die ausserordentliche Situation mit Homeschooling und das Leben in zwei verschiedenen Familien erleben. «Es geht auf dem Betrieb sehr gut, ich bin in einer sehr offenen Familie und die Corona-Situation klappt bestens», ­berichtet Nadia Ettlin. Normalerweise hätten die beiden Absolventinnen des Hauswirtschaftsjahrs am Mittwoch in Sursee Schule, jetzt aber arbeiten sie wegen Corona daheim.

Abwechslungsreiche Arbeit

«Im Moment erledigen wir auf dem Lehrbetrieb viel Gartenarbeit. Bis jetzt war super Wetter, das konnten wir ausnutzen. Jetzt, wo es regnet, erledigen wir viel Arbeit im Haus», beschreibt Nadia Ettlin ihre Arbeit. Eliane Elsener arbeitet ebenfalls oft im Garten oder sonst draussen, wenn es das Wetter zulässt. Eine Woche geht sie morgens in den Stall, die andere Woche macht sie Frühstück. Sie wechsle sich mit der Ausbildnerin ab. Von den Kindern in der Gastfamilie seien alle über zehn Jahre alt, sie müsse nicht beim Homeschooling helfen.

Schule mit Aufträgen

«Jeweils am Sonntag erhalten wir Aufgaben, die wir über die Woche verteilt in Absprache mit der Ausbildnerin machen können. Wir können aber selber entscheiden, wann und wo wir diese machen. Ich habe zu Hause in Feusisberg mehr Platz und kann den Schultag ans Wochenende hängen, ich mache also am Donnerstag Feierabend und komme am Montag wieder», berichtet Eliane Elsener.

Die Aufgaben seien teilweise auch praktisch, beispielsweise müssen die beiden Schülerinnen in der Hauswirtschaft jede Woche etwas kochen oder backen. Diese Arbeit wird dann kurz dokumentiert und an die Lehrerin geschickt. «Diese Woche war es mit frischem Rhabarber», berichtet Eliane Elsener.

Nadia Ettlin erledigt einen Tag die Woche Schulaufgaben. Meistens am Montag, weil sie dann den Schultag auch ans Wochenende hängen könne und erst anschliessend wieder auf den Lehrbetrieb nach Rotkreuz komme. «Die Aufgaben gehen schon länger, wenn man sie daheim macht statt in der Schule. Der Ablenkungsfaktor ist sehr gross. Im Fach Mathematik könnte man in der Schule sicherlich mehr Stoff durchnehmen. Zudem wäre ich auch lieber in der Schule, dann würde ich meine Kollegen sehen», so Nadia Ettlin.

Bei der Sache bleiben

«Mir gelingt es gut, dranzubleiben und die Aufgaben zu machen. Im Moment haben wir auch Themen, wie beispielsweise Staatskunde, die ich in der Oberstufe schon hatte. Ich denke, wenn wir etwas lernen würden, dass ganz neu wäre, wäre das sicher schwieriger», erzählt Eliane Elsener. «Meine Kolleginnen in der Schule fehlen mir», so Eliane Elsener.

«Meine beste Verbindung fällt weg.»

Eliane Elsener hat jetzt einen längeren Heimweg mit dem Zug.

Die Züge fahren weniger

Der Weg in den Lehrbetrieb und nach Hause ist seit der Corona-Krise für Eliane Elsener noch länger. «Normalerweise habe ich eineinhalb Stunden und jetzt sind es zwei Stunden. Meine beste Zugverbindung wurde gestrichen», erklärt Eliane Elsener. Für sie sei der lange Weg aber kein Problem, sie könne etwas für die Schule machen, Musik hören oder mal mit dem Grosi telefonieren.

«Der Bus nach Hause fährt zwar weniger oft, aber die Verbindung ist trotzdem so, dass ich nie lange warten muss», erklärt Nadia Ettlin die spezielle Situation der letzten Wochen. Für sie ist der Heimweg am Wochenende etwas weniger umständlich als für Eliane Elsener.

«Die Ablenkung ist schon sehr gross.»

Nadia Ettlin zum Schulunterricht zu Hause.

Sie waren zu jung für Lehre

Die 16-jährige Eliane Elsener macht das Agriprakti, da sie für die Lehre als Fachfrau Betreuung mit Behinderten noch zu jung war. Ein Auslandaufenthalt oder das 10. Schuljahr kam für Eliane Elsener nicht in Frage und da kam sie aufs Agriprakti. Das Weggehen von zu Hause ins Agriprakti habe ihr gutgetan. Auch die Streitereien, die man in der Familie halt so habe, seien dadurch weniger geworden. Im Lehrbetrieb in Wolfen-schiessen habe sie es super mit allen. Auch Nadia Ettlin ist 16-jährig. Sie hatte sich nach der obligatorischen Schulzeit zu jung für eine Lehre gefühlt. «Ich wollte immer ein Bauernmädchen sein und das Jahr ist für mich die Möglichkeit, das zu erleben», erklärt sie ihre Absicht. Anschliessend ans Agriprakti macht Nadia Ettlin eine Lehre als Gärtnerin. Fächer wie Allgemeinbildung (Abu) kommen in der Lehre wieder. Das bringt einen grossen Vorteil, da man im Agriprakti schon Grundlagen dazu erarbeitet.

 

Was meint die Lehrerin dazu?

«Mit den Wochenaufträgen läuft es mehrheitlich sehr gut. Jene, die bereits vor der Corona-Krise Mühe mit dem pünktlichen Erledigen der Aufträge hatten, waren stark gefordert und der Start war harzig», so Vera Bühlmann, Leiterin Agri­prakti und Lehrerin der beiden Schülerinnen.

Voraussichtlich startet der Unterricht am 10. Juni wieder. Leider musste die praktische Prüfung wie auch die Abschlussfeier abgesagt werden. «Gemeinsam mit den Lernenden wird am letzten Schultag ein ausserordentlicher schulischer Abschluss gemacht, dazu werden noch Ideen bei den Lernenden erfragt.»