BLW-Direktor Bernard Lehmann stellte vor Agrarjournalistinnen und -journalisten die Agrarpolitik der Schweiz bildlich dar. Als Segelboot, das als Ziel die Bundesverfassung hat. Seitenwinde aus verschiedenen Richtungen sorgen dafür, dass die Segel neu gestellt werden müssen, um nicht vom Kurs abzukommen. Lehmann zeigte damit auf, dass die Agrarpolitik immer wieder Korrekturen braucht und dynamische agieren muss, um die Verfassungsziele zu erreichen.

Laut dem BLW-Direktor stehen die Agrarpolitik und die Landwirtschaft im Allgemeinen vor grossen Herausforderungen. Als grösste nannte er den Klimawandel, die Erwartungen einer urbanisierteren Bevölkerung, die Beschleunigung durch technologischen Fortschritt und Digitalisierung sowie die internationalen Verträge. Freihandelsfragen sind für das BLW ein grosses Thema. "Ich verbringe mehr Zeit mit Freihandelsabkommen als mit Agrarpolitik", so Lehmann. Und dass man manchmal nicht so viel zu gewissen Freihandelsabkommen höre, hänge vielleicht auch mit der BLW-Arbeit zusammen.

 

 

"Gelder sind besser eingesetzt"

Vizedirektor Bernard Belk, der den Bereich Direktzahlungen leitet, zeigte erstmals Berechnungen zur AP22+ auf. Demzufolge gibt es grössere Verschiebungen zwischen den Beitragsarten, die Beiträge sollten aber sowohl im Tal- als auch im Berggebiet gesamthaft ungefähr auf derselben Höhe wie heute liegen. Stärken will das BLW dabei die Produktionssystembeiträge. Mit diesen sollen umwelt- und tierfreundliche Produktionsweisen gefördert werden.

Die Beiträge sind nicht neu, sollen aber ausgebaut werden. Bis 2025 sollen 250 Millionen Franken mehr für diese Beiträge zur Verfügung stehen. Das Geld wird hauptsächlich von den Versorgungssicherheitsbeiträgen kommen. "Die Gelder sind damit besser eingesetzt. Untersuchungen zeigen, dass mit 200 bis 300 Millionen Franken weniger bei den Versorgungssicherheitsbeiträgen dieselbe Kalorienproduktion erreicht werden kann", so Belk. Wie bereits in der AP 14-17 wird es einen Übergangsbeitrag geben.

Als Vorteil bewertet Bernard Lehmann, dass Bäuerinnen und Bauern stufenweise in die neuen Produktionssystembeiträge einsteigen können. Damit ist es nicht nötig, auf einen Schlag alles umzustellen, um weiterhin Beiträge in ähnlicher Höhe wie bisher zu erhalten.

Vor den Journalistinnen und Journalisten nutzte Vizedirektorin Andrea Leute die Gelegenheit, um mit einem Vorurteil aufzuräumen. Nämlich, dass das BLW ständig ausgebaut werde. Sie zeigte auf, dass das Vollzeitäquivalent seit 2016 zurückgegangen ist. Erhöhungen gebe es meist nur in speziellen Situationen, wie etwa nach der Implementierung der AP 14-17.

Jonas Ingold/lid