Christoph Jungo (26) aus Tentlingen FR arbeitete nach seiner dreijährigen Lehre als Landwirt auf einer Alp, absolvierte das Militär und hat die Betriebsleiterschule abgeschlossen. Seither ist er auf dem elterlichen Milchwirtschaftsbetrieb angestellt, welchen er voraussichtlich Anfang 2020 übernehmen wird. Nebenbei arbeitet er in der Trocknungsgenossenschaft Sense und einem Schärteam. Ende Januar nutzte er seine Freiheit noch aus, sein Zuhause und den Betrieb für zwei Monate zu verlassen, um auf einer Milchviehfarm in Irland mitzuhelfen. Im Interview erzählt Christoph Jungo von seinen Eindrücken.

BauernZeitung: Warum hast du Irland ­ausgewählt? Warum genau diesen Betrieb?

Christoph Jungo: Irland als Grasland ist mit seinem Klima und Boden unserem weidebetonten Betrieb sehr ähnlich. Auf Facebook bin ich per Zufall auf einen Mann gestossen, der vor ein paar Jahren auf dem Betrieb in Butlerstown IE gearbeitet hat. Ich ­erfuhr, dass dieser Betrieb jährlich solche Kurzzeit-Mitarbeiter sucht. Mich hat die Neugier geweckt und ich habe mit ihm Kontakt aufgenommen.

Was hattest du für ­Erwartungen?

Viel Regen (lacht). "When it's not raining, it's come raining" hat mein Arbeitgeber immer gesagt. Auf die Landwirtschaft bezogen gibt es grosse Unterschiede punkto Sauberkeit und Tierwohl. In der Schweiz wird ein vergleichsweise hoher Standard gepflegt, ich war mir gar nichts anderes gewohnt.

"Ich wollte mehr erfahren, sehen, vergleichen und lernen."

Landwirt Christoph Jungo aus Tentlingen FR arbeitete während zwei Monaten auf einer Milchfarm in Irland.

Wo sind die Gemeinsam­keiten?

Die Mentalität der Leute. Auf dem Land waren alle gastfreundlich, haben mich angesprochen und sich mit mir unterhalten. Es war richtig heimelig. Auch arbeiten wie Düngen oder das Ausbringen der Gülle verlaufen fast identisch wie bei uns in der Schweiz.

 

Steckbrief Irland

Irland ist weltweit bekannt als die "Grüne Insel" und das nicht umsonst. Irland hat eine Gesamtfläche von zirka 6,9 Mio Hektaren, wovon 64 Prozent als landwirtschaftliche Fläche, grösstenteils alles Grasland, genutzt werden. Es herrschen ganzjährig milde Temperaturen mit bis zu 225 Regentagen pro Jahr. In Irland dominieren die Rindfleisch- und Milchpro­duktion. 90 Prozent des Rindfleisches werden exportiert, womit Irland der grösste Rindfleisch-Exporteur der EU ist. Die Milch wird grösstenteils als Pulvermilch vermarktet, aus kleineren Mengen wird Butter, Käse und Flüssigmilch hergestellt.

 

Was gefiel dir besonders?

Am Morgen aufzustehen und immer etwa vier neugeborene Kälber zu haben. Und das Grün überall rundherum – die Landschaft in Irland ist unbeschreiblich schön.

Und was gar nicht?

Der Landwirt hat in Irland weniger Bezug zu den Tieren. Man spürte und sah, dass hier niemand Geldflüsse für BTS-Programme oder Ähnliches erhält. Obschon sie auch Direktzahlungen erhalten, sind es etwa vier Mal weniger als in der Schweiz. Während meiner Zeit in Irland mussten die Kühe aufgrund von zu starkem Regen und Nässe zwei Wochen drinnen bleiben. Das war ungemütlich. Die Kühe sind es nicht gewohnt, im Stall zu bleiben, das System funktioniert so nicht. Nach kurzer Zeit war alles dreckig, nass und schlecht gelaunt. Mich mit eingenommen.

Was nimmst du mit?

Das Arbeitssystem hat mir gut gefallen, der Gedanke an eine Anpassung auf unserem Betrieb ist gut möglich. Zudem konnte ich meine Englischkenntnisse verbessern und hatte eine gute Zeit.

Beschreibe kurz deinen ­Tagesablauf.

Wir sind jeweils um sieben Uhr aufgestanden – ziemlich spät, ich weiss. Ich habe die Tore geöffnet und eine erste Gruppe Kühe hereingeholt. Die restlichen sind nach und nach von alleine nachgekommen. Im Melkstand gab es Kraftfutter, an der Futterachse die Futterrüben. Währendem ich gemolken habe, hat der Chef die Kälber getränkt. Um zirka 9.45 Uhr gab es Frühstück. Wieder draussen, wurde der Melkstand gewaschen, alle anderen Tiere gefüttert, die Kälber fertig versorgt (Wasser, Streue, Heu) und die Boxen neu hergerichtet. Nachmittags standen allfällige Arbeiten, wie Zäune errichten, Düngen oder Mulchen an. Ab 16.30 Uhr wurden die Kühe wieder hereingetrieben und gemolken. Feierabend gab es um 18.45 Uhr. Für das Vollweidesystem standen 21 Weiden bereit. Die Kühe wurden nie Tag und Nacht in dieselbe Weide gelassen – so hatten sie immer das Gefühl, in einer frischen Parzelle zu sein. Ausserdem gab es zwei Stiere auf der Farm; Holstein und Angus. Mit den ganzen Stierkälbern gingen wir, gleichzeitig wie ganz Irland auch, «z’Märet». Das Gelände ist immens gross, Halle um Halle ist voll mit Kälberbuchten. In jeder Bucht ist eine Kälbergruppe, welche angeschaut und anschliessend versteigert wird. Das war eindrücklich zu erleben, genauso wie die gesamten zwei Monate auf «Butlerstown North».

 

Betriebsspiegel

Betriebsschwerpunkt: Milchwirtschaft

Lage: 40 m ü. M

Fläche: 40 ha

Tierbestand: 140 Kühe plus Rindvieh

Rasse: Holstein-Friesian

Leistung: zirka 6500 kg bei vier Kilogramm Kraftfutter am Tag

Stallform: Laufstall

Melksystem: 2 × 10 Swingover

Milchabnehmer: Barryroe Co-op, Gehaltszahlung

Kontingent, Preis: 33 Euro-Cent