Wenn die Tage kürzer werden, die Farben in der Natur verblasst oder ganz verschwunden sind, holen wir uns Grünzeug ins Haus. Dieses schmücken wir mittels Kugeln, Kerzen oder Trockenblumen zu Adventskranz und Tannenbaum aus. Beim Spazieren im Freien findet man jedoch noch andere einheimische, sehr weihnächtliche Gewächse: die Stechpalme und die Mistel.

Bedeutung auch an Ostern

Die Stechpalme wächst in Laubwäldern und ist wegen ihren roten Beeren einfach zu entdecken. Diese sehen absolut "gluschtig" aus, sind aber giftig. Ausserdem ist es ratsam, Handschuhe dabei zu haben, da die Stechpalme piekst; allerdings nur die Blätter im unteren Teil des Strauchs. Gegen oben haben die Blätter keine Stacheln mehr, weil sie dort vor Frassfeinden sicher sind.

 

Die Stechpalme wird alt

Die Stechpalme ist ein Strauch oder Baum und kann bis zu 15 Meter hoch sowie bis zu 300 Jahre alt werden. Sie wächst in Laubmisch- oder Buchenwäldern auf einer Höhenlage zwischen 600 bis 1200 m ü. M. Auffallend sind ihre glänzend, ledrigen Blätter, die gewellt sind und am Rand zu Stacheln auslaufen.

Sie ist eine zweihäusige Pflanze und blüht von März bis Juni. Die weissen Blüten bilden ein Kreuz und duften süss. Sie gehört zur Gattung der Ilex-Gewächse. Bis zu 450 verschiede Arten soll es, überall auf der Welt verteilt, davon geben. Ein bekannter Verwandter ist der Mate-Strauch aus Südamerika. Aus seinen Blättern wird Tee gebraut. Die Argentinier trinken ihn in rauen Mengen.

Die Stechpalme wird als Tee für die Stärkung der Abwehrkräfte verabreicht. Sie hilft auch gegen Husten und ihre harntreibende Wirkung beschleunigt die Ausscheidung von Giftstoffen. Bekannt ist sie auch in der Bachblütentherapie als "Holly". 

 

Die "Palme" im Namen weist nicht etwa auf eine Verwandtschaft mit Palmgewächsen hin, sondern auf die Verwendung am Palmsonntag. Die Palmzweige, mit denen der Weg des Heilands bei seinem Einzug in Jerusalem bestreut worden seien, hätten beim Ausruf "kreuzigen" plötzlich Dornen bekommen und wurden so zur Stechpalme. Im Volksmund hat der Strauch weitere Namen wie Stecheiche, Stechdorn, Stechlaub, Palmdorn oder Walddistel. In den englischsprachigen Ländern hat er ein "holy", was übersetzt "heilig" bedeutet, im Namen.

Harry Potters Zauberstab

Bereits die Kelten und Germanen schmückten ihre Häuser und Höfe nach der Sonnenwende mit Stechpalmen. Sie diente als Unterschlupf für gute Waldgeister und sollte das Böse fernhalten. Ausserdem steht sie als Symbol für das Weiterbestehen des Lebens während der dunklen Jahreszeit.

Auch im bekannten Jugendbuch "Harry Potter" kommt die Stechpalme vor. Der Zauberstab des Zauberlehrlings ist daraus geschnitzt. Natürlich lassen sich ebenfalls andere Dinge daraus schnitzen.

Gegen die Besessenheit

Um eine Mistel nach Hause tragen zu können, muss man sich mehr anstrengen als bei der Stechpalme. Misteln wachsen meist in den Baumkronen grosser alter Bäume. Wenn man also eine erspäht, organisiert man sich mit Vorteil eine Leiter.

 

Die Mistel liebt Obstbäume

Die weissbeerige Mistel wächst als zweihäusiger, immergrüner Strauch auf Bäumen wie Eichen, Linden, Ahorn, Pappeln und Obstbäumen. Als Halbschmarotzer entzieht sie ihren Wirtspflanzen Wasser und darin gelöste Mineralsalze. Fotosynthese betreibt sie selber. Die Blütezeit reicht von Mitte Januar bis Anfang April. Ihre Beeren sowie die Blätter sind giftig.

Die Pflanze wächst sehr langsam. Erst im fünften Jahr blüht sie zum ersten Mal. Sie entwickelt sie sich zu einem kugeligen Busch, der bis zu einem Meter Durchmesser erreichen kann. Mistelzweige im Verkauf sind meist achtjährig und älter.

Die Mistel soll heilende Wirkung bei Bluthochdruck und Arthrose haben. Sie wird auch im Kampf gegen Krebs als komplementärmedizinische Begleittherapie bei Chemotherapie angewendet. Eine direkte Wirkung gegen Tumorzellen konnte noch nicht eindeutig belegt werden. Nachgewiesen wird aber eine bedeutend bessere Lebensqualität der Patienten.

 

Doch wie kommt die Mistel auf die Bäume? Ihr Name und das Wort "Mist" sind miteinander verwandt. Vögel, meist Drosseln und Spechte, fressen ihre weissen Beeren, und als Kot oder eben "Vogelmist" finden die Samen den Weg auf die Bäume. Früher glaubte man deshalb, die Mistel sei von den Göttern gesät worden. Sogar Zauberkräfte wurden ihr zugesprochen, davon zeugt der Name "Hexenbesen". Die Kirche schnitzte aus ihrem Holz Rosenkränze und Kruzifixe gegen die Besessenheit.

Kuss unter dem Mistelzweig

Comic-Fans kennen die Mistel und ihre unglaubliche Wirkung aus den Asterix-und-Obelix-Geschichten. Dort schneidet der Druide Miraculix mit einer Sichel Misteln und gibt sie in seinem berühmten Zaubertrank. Und der verleiht ja bekanntlich übermenschliche Kräfte, wenn auch nur für kurze Zeit.

Dann wäre da noch die Sache mit dem Mistelzweig und dem Kuss. Dazu gibt es mehrere Überlieferungen:

  • Küssen sich zwei Menschen unter einem Mistelzweig, werden sie glücklich als Paar.
  • Eine junge Frau darf einen Kuss unter dem Mistelzweig nicht verwehren.
  • Der junge Mann muss bei jedem Kuss eine Beere pflücken, wenn keine Beeren mehr am Zweig sind, ist fertig mit Küssen.
  • Wird eine junge Frau unter dem Zweig nicht geküsst, kann sie davon ausgehen, ein weiteres Jahr ledig zu bleiben.

Ob an diesen Kuss-Mythen etwas dran ist, probiert man am besten gleich selber aus. Auf jeden Fall wirkt ein Mistelzweig, mit einem roten Band versehen, an der Haustüre wunderschön festlich.

 

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