Reto Raselli, Inhaber der Erboristeria Biologica Raselli in Le Prese nennt sich selber mit einem Schmunzeln «Kräuterkönig». Im Val Poschiavo baut Raselli seit über 30 Jahren verschiedene Bergkräuter, Gewürze und Blumen an. Aus Minze, Thymian oder Frauenmantel entstehen so diverse Teesorten und Gewürzmischungen, die in der ganzen Schweiz zu kaufen sind. Der grösste Abnehmer Rasellis ist die Bonbonherstellerin Ricola. Auch den Grossverteiler Coop konnte Raselli für seine selbst kreierten Rezepturen gewinnen.
Pionier in Sachen Kräuteranbau und -verkauf
Über die Jahre ist der Betrieb von Reto Raselli stetig gewachsen: Heute erntet er stattliche 33 Tonnen Kräuter pro Jahr und beschäftigt je nach Saison fünf bis zehn Personen. «Die Nomination für den diesjährigen Prix Montagne ist für mich und mein Team eine grosse Ehre. Nun bekommen wir bestätigt, dass wir den richtigen Weg eingeschlagen haben, um mit unserem Geschäft Erfolg zu haben», sagt er.
«Ich war einer der Ersten, die sich voll und ganz dem Kräuteranbau verschrieben hat», erzählt Raselli, während er über eines seiner prächtigen Kräuterfelder am Lago di Poschiavo spaziert. Anfangs stammten praktisch alle Kräuter in den Hustenbonbons von seinen Wiesen, die auf rund tausend Metern Höhe liegen.
Zehn Schweizer Kräuter wachsen bei ihm
Zehn heimische Kräuter wie Schafgarbe, Malve und Frauenmantel baut er für die Bonbonproduktion an, die mittlerweile 200 Tonnen getrocknete Kräuter pro Jahr benötigt. «Bis zu 15 Prozent davon stammen immer noch von mir», erzählt der Mann. Den Rest liefern inzwischen Kräuterbauern aus dem Wallis, dem Emmental, aus der Region Luzern und aus dem Tessin. Raselli baut nun neben 20 Kräutersorten auch Bergblumen wie Edelweiss an. «Das ist der Renner, weil man frei wachsendes Edelweiss ja nicht pflücken darf.»
Alle Produkte sind rein biologisch
Nach der Ernte trocknet Raselli die Kräuter innerhalb von 48 Stunden, um sie dann an Ricola, Kosmetikfirmen und Restaurants zu verkaufen. Ausserdem mischt er selber Kräutertees, die in Feinkostabteilungen grosser Kaufhäuser verkauft werden. Alle Produkte seien rein biologisch, versichert Raselli. Chemikalien seien Tabu – «und das beschert viel Arbeit».
Vom Frühjahr bis zum ersten Schnee zupfen seine zehn Mitarbeiter auf den 14 Hektar grossen Wiesen immer wieder Unkraut. Die aufwendig produzierten 40 Tonnen Kräuter pro Jahr haben deshalb ihren Preis, finden aber dennoch immer Käufer.
Im Puschlav setzt man schon lange auf Ökoanbau. Mittlerweile sind 85 Prozent aller landwirtschaftlichen Erzeugnisse Bioprodukte. Unter der Marke «Reto & Oskar», die 2012 gemeinsam mit dem Koch Oskar Marti («Chrüter-Oski») und dem Unternehmer Peter Bigler gegründet wurde, wird die Produktinnovation Würzbeutel hergestellt und vertrieben.
Martina Fontana