Als Immunsystem bezeichnet man die Abwehrleistung gegen Erreger. Claudia Stannarius, erfahrene Tierärztin und Mitinhaberin der Tierarztpraxis Bühlmann in Ruswil LU, betreut viele Schweinebestände. So gab es diese Woche für die Landi-Kunden in Sursee Tipps aus erster Hand. Ein funktionierendes Immunsystem beginne bereits bei einer intakten Haut. Speziell auf die Probe gestellt wird die Abwehrleistung in Phasen von Stress.

Die vier heiklen Phasen

Für Tierärztin Stannarius sind vier kritische Phasen bedeutend:

  • 1. Lebenstag
  • Absetzen
  • Einstallen in die Mast
  • Jungsauen eingliedern

Bekanntlich kommt das Ferkel, im Gegensatz zum Menschen etwa, immuntechnisch komplett ungeschützt zur Welt. Geburtsbegleitung lohnt sich. Spätestens ab dem 14. Ferkel wird Biestmilch zum knappen Gut. Einerseits wegen der Menge, anderseits natürlich wegen der Anzahl Zitzen. Zügige Geburten, vorbeugen gegen Milchfieber, schwache Ferkel am Gesäuge ansetzen und die Erstgeborenen markieren, um sie dann für eine Weile von der Mutter zu trennen («Split Nursing»), helfen genauso wie die Mutterschutzimpfung.

Beim Absetzen kommt erneut eine geballte Ladung an potenziellen Stressfaktoren auf die noch jungen Tiere zu. Sie werden getrennt von der Mutter, kommen in eine neue Umgebung (mit neuen Keimen), bekommen neue «Gschpändli». Weg fällt auch der bekannte Futterrhythmus und die Milch – was in der Regel die Flüssigkeitsaufnahme vorerst gesamthaft mindert, und dies bei einem noch immer unreifen Darm.

So unterstützt man die Ferkel rund ums Absetzen:

  • Früh in der Säugezeit anfüttern
  • Die Ferkel von der Sau fressen lernen lassen
  • Eine optimale Temperatur im Jagerstall (28 °C)
  • Gute Reinigung im Abferkelstall
  • Absetzen im Abferkelstall
  • Ferkel während Säugezeit impfen (Circo, Lawsonien, Ödem)

Profesioneller Transport

Eine neue Komponente kommt einige Wochen später bei der Einstallung in die Mast dazu. In den allermeisten Fällen braucht es nun einen Transport. Claudia Stannarius empfiehlt, genügend Zeit für den Verlad einzurechnen, das Fahrzeug hat sauber zu sein, Einstreu gibt Halt und schützt vor Nässe. Nach Möglichkeit sind die Wege kurz zu halten und Transporte im Winter und Sommer bei extremen Temperaturen zu vermeiden. Im Maststall angekommen, gelten folgende Grundsätze:

  • Gut gereinigte Buchten
  • 22 Grad für Vormasttiere
  • Keine kalten Liegeflächen
  • Zugluft vermeiden
  • Tiergruppen nicht zu gross und stabil
  • Hochwertiges Futter

Bei der Jungsaueneingliederung gilt noch immer eine Isolation von zwei Wochen, nach Möglichkeit räumlich strikt abgesondert. Impfungen bleiben wichtig.

Bleibt noch das Thema Hitzestress. In der Theorie liegt die Komforttemperatur für eine Galtsau zwischen 15 und 20 Grad, bei einer säugenden Sau zwischen 12 und 18 Grad. Eine Herkulesaufgabe bei Aussentemperaturen von über 30 Grad. Schweine haben keine Schweissdrüsen, Abkühlung über die Verdunstungskälte wird bei hoher Luftfeuchtigkeit zusätzlich erschwert. Kühlmöglichkeiten sind vielfältig und nie kostenlos. Am einfachsten zu realisieren natürlich im Zusammenhang mit einem Stallneubau. Ansonsten möglich über Vernebelung, Duschen, optimale Wasserversorgung, Coolpads, Wärme abführen, Dach isolieren oder Zuluft aus Schatten. Hilfreich auch das Füttern ausserhalb der Haupthitze in kleineren Portionen bei bester Hygiene.