Das klingt nicht gerade schmeichelhaft: «Gestalt eher plump, Hinterbeine eher kurz, Schnauze kurz und stumpf» – so beschreibt die Beratungsstelle Amphibien (Karch) den Grasfrosch. Wer nun an einen behäbigen, grünen Frosch denkt, liegt aber falsch. Denn die Art ist nach ihrem bevorzugten Lebensraum-Element benannt und nicht ihrer Hautfarbe. Ausserdem erweisen sich Grasfrösche als sehr anpassungsfähig und vielseitig.

Nicht alle ziehen aus

AboMit 16 bis 17 Zentimetern ist der Eisvogel keine besonders grosse Art. Berühmt gemacht haben ihn sein blaues Federkleid und die heimliche Lebensweise. Beim Vogel auf diesem Bild handelt es sich um ein Weibchen.Wildtier im PorträtDer Eisvogel ist ein Fischjäger mit Physiker-QualitätenDienstag, 19. Dezember 2023 Letzteres zeigt sich gerade jetzt im Frühling, wenn Amphibien den mitunter gefährlichen Weg von ihren Winterquartieren ins Laichgewässer antreten. Mancher Grasfrosch spart sich die Mühe und bleibt auch gleich in der kalten Jahreszeit im Teich, um als Erster paarungsbereite Weibchen in Empfang nehmen zu können. Dies hat den Nachteil, dass den Tieren unter einer geschlossenen Eisdecke Erstickungsgefahr droht. Dem setzen sich jene nicht aus, die an einer frostfreien Stelle an Land überwintern oder sich in einem fliessenden Bach einquartieren. Alle drei Strategien werden umgesetzt, wie in der Broschüre zum «Lurch des Jahres» zu lesen ist. Diesen Titel trug der «vermeintliche Allerweltsfrosch» 2018 und sollte damit unter anderem symbolisch auf den «kaum lösbaren Konflikt zwischen Automobilität und der einheimischen Tierwelt» aufmerksam machen.

Als gefährdet gilt der Grasfrosch in der Schweiz nicht – trotz hohen Verlusten auf verkehrsreichen Strassen. Tatsächlich gehört er zu den häufigsten Arten hierzulande. Stimmlich und farblich kann der Gras- aber nicht wirklich mit dem Laubfrosch mithalten. Diese grünen Frösche stimmen in das typische Quaken im Teich ein, während ihre braunen Verwandten eine Art tiefes, rollendes Brummen von sich geben. Damit, sie nur als «braun» zu bezeichnen, tut man Grasfröschen allerdings unrecht. Die Tiere sind für ihre variable Färbung bekannt, die Rottöne, Grau, Gelbliches und olivfarbene Flecken einschliesst. In der Paarungszeit tritt bei Weibchen öfters ein rötliches bis bräunliches Netzmuster am Bauch auf, bei Männchen ist die Kehle in dieser Zeit meist bläulich schimmernd.

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In der Nacht auf Beutezug

Auf Nahrungssuche gehen Grasfrösche in der Regel nachts. Eine begrenzte Tagesaktivität sei nur bei bewölktem Himmel, mässigen Temperaturen und im feuchten Gras zu beobachten, wirklich tagaktiv sind gemäss Broschüre aber nur Jungtiere. Der Bewegungsradius erwachsener Grasfrösche beschränkt sich im Sommer auf wenige Meter, wo sie Insekten aller Art, Spinnentiere, Asseln, Tausendfüssler, Schnecken oder Würmer erbeuten. Da weder während der Laichwanderung noch der Winterruhe gefressen wird, bleiben dem Frosch pro Jahr 4–8 Monate Zeit zum Fressen – im Jargon moderner Ernährungstrends könnte man von Intervallfasten sprechen.

«Schweiz ist zu trocken»

Wie alle Amphibien sind Grasfrösche für die Fortpflanzung auf Feuchtgebiete angewiesen. Für diese Art kommen leicht fliessende Gewässer ebenso infrage wie wassergefüllte Fahrspuren, Tümpel oder Weiher. Allerdings sind nicht alle Amphibien so flexibel in der Wahl ihres Lebensraums. Der Blick auf eine historische Karte liefere eine aufschlussreiche Erkenntnis, schreibt Karch: «Die Schweiz ist für Amphibien zu trocken.» Wer dem entgegenwirken möchte, wird hierzulande – je nach Kanton – entschädigt: Alle offenen Wasserflächen und mehrheitlich unter Wasser stehenden Flächen, die zur Betriebsfläche gehören, können als Biodiversitätsförderfläche anrechenbar sein. Voraussetzung dafür ist ein mindestens 6 Meter breiter Pufferstreifen, die minimale Verpflichtungsdauer beträgt 8 Jahre. Als geeignete Standorte gelten Bodensenken auf feuchtem oder undurchlässigem Boden (tonhaltig oder kompaktiert). Wasser sollte idealerweise von Mai bis August vorhanden sein – pünktlich zur Laichsaison.

Dann nämlich platzieren Grasfrösche ihren Laich, bevorzugt in der flachen Uferzone. Die Laichballen der Weibchen verschmelzen und bilden einen bis zu mehrere Quadratmeter grossen Teppich. Der Laich besteht aus Gallertkugeln, die den Embryos darin Schutz vor Fressfeinden bieten und sich ausserdem an der Sonne gut erwärmen, was die Entwicklung der Larven fördert. Als Kaulquappe filtern Grasfrösche Algen, Bakterien und Partikel, um nach bis zu 12 Wochen das Wasser zu verlassen.

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Nicht mehr Armeleuteessen

An Land ist die Liste der Feinde lang, von Vögeln über Marder bis zu Füchsen. Die Verluste bei Laich, Kaulquappen und Jungfröschen sind gross. Menschen fallen – bis auf Autofahrer – hierbei weg, seit Frösche nicht mehr als Armeleuteessen gesammelt werden, wie dies offenbar in früheren Zeiten der Fall war. Immerhin lebt ein durchschnittlicher Grasfrosch sieben Jahre.