Von 180 Mastmuni auf 20 Pferde. Bevor Landwirt Adrian Herren den elterlichen Betrieb 1992 übernommen und später eigenhändig auf die Pferdehaltung umgestaltet hat, mästete er im alten Stall im kleinen Berner Weiler Mauss rund 180 Muni.

2020 sind die Rinder und Kälber den Pensionspferden gewichen. Schweren Herzens löste er sich zuerst von der Munimast, später dann auch von den Fressern. «Die Arbeit hörte einfach nie auf», sagt der gestandene Bauer und jetzt leidenschaftliche Pferdehalter.

Betriebsspiegel Sternenhof

Name: Adrian Herren
Ort: Mauss, Bern
LN: 37 ha Ackerbau, 3,5 ha Weidefläche
Tiere: 18 Pensionspferde, 2 eigene Pferde
Arbeitskräfte: Seit 3 Jahren arbeitet die Lebenspartnerin Christine Künzi auf dem Betrieb mit sowie ein Rentner, der am Morgen im Stall aushilft.

Ein Stein ist vom Herzen gefallen

«Es war ein langer Prozess, aber als die letzten Tiere dann verladen waren, fiel mir ein Stein vom Herzen», so Herren. Den Schritt bereut er aber nicht, obwohl es eine schwere Entscheidung war, erzählt er im warmen Reiterstübli an einem kalten Wintertag. Die Pferde hätten ihn in dieser prägenden Zeit viel gelehrt, resümiert der feinfühlig wirkende Bauer. «Eine Lebensschule ist das, mit Pferden zu arbeiten», so Herren. Wenn man ihre Sprache versteht, gingen Welten auf, so der begeisterte Reiter. Er selbst reite zwar erst seit seinem 38. Lebensjahr. «Vorher interessierten mich die Pferde nicht», sagt Herren, «Traktoren waren eher mein Ding – und sind es immer noch.» Dass er auf dem Sternenhof Mauss nun Boxen für Pensionäre anbietet, ist eher dem Zufall geschuldet. «Als ich noch Mäster war und nur die eigenen Pferde auf dem Betrieb hatte, fragte mich jemand an, ob ich Pferdeboxen anbieten würde», erinnert sich der Landwirt. Weil der Pferdebesitzer darauf bestand, seine Pferde bei Herrens einzustellen, baute er die Boxen und bald darauf kamen dann auch weitere Anfragen.

«Eine Lebensschule ist das, mit Pferden zu arbeiten»

Adrian Herren hat von den Pferden viel gelernt.

Mittlerweile hält er 18 Pensionspferde und zwei eigene Pferde auf dem Betrieb. Es ist eine bunt gemischte Herde, die der Landwirt jeden Morgen auf die Weide lässt, und das im selben Stil, wie man Kühe auf die Weide lässt: Tore auf und raus. Das ist für Adrian Herren der schönste Moment des Tages. Sogar ein Rentner aus Zollikofen reist jeden Morgen ins Dorf, um bei diesem Programmpunkt dabei zu sein und am Morgen im Stall zu unterstützen.

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Für das Tier gebaut

Der Stall sei «für das Tier gebaut», betont Adrian Herren. Die 20 grossen Boxen (15 m2) hätten zwar keine angrenzenden Ausläufe, dafür werden die Pferde täglich und bei jedem Wetter auf die Weide gelassen. «Das bedeutet im Umkehrschluss, dass die Tiere auch mal richtig schmutzig von der Weide kommen», hält er fest, «dafür können sie sich frei bewegen und sich möglichst natürlich verhalten», das ist dem Landwirt wichtig. Neben dem Sandplatz nutzen die Pensionäre ein Round-Pen mit Aussicht auf die Bergkette.

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Cowboys in Berns Westen

Die Pferde-Silhouette mit dem aufgesetzten Cowboy vor der Bergkette wirkt auf den Fotos schon fast kitschig, aber in Mauss ist das die Realität. Stolz wischt der Betriebsleiter auf dem Smartphone ein paar Bilder über den Bildschirm. «Da gäbe es zu jedem Pferd eine Geschichte», sagt Herren und schmunzelt. Für ihn ist die Arbeit mit den Pferden eine Herzensangelegenheit. «Ich bin etwas pingelig, was die Reitordnung anbelangt», sagt er und zeigt auf das laminierte Papier an der Stalltüre. «Die Dinge müssen ihre Ordnung haben, sonst funktioniert es nicht», so Herren.

«Ich bin etwas pingelig, was die Reitordnung anbelangt.»

Für Adrian Herren müssen die Dinge ihre Ordnung haben.

Mit Berufsstolz arbeiten

Berufsstolz empfindet der Pferdehalter, der diese Lebensform gar nie wirklich zum Ziel hatte. «Man muss es leben», sagt er. «Macht man die Arbeit mit Freude, kalbert sogar der Scheiterhaufen», scherzt Herren. Er betont aber, dass er kein ausgebildeter Reitlehrer ist. Er selber bezeichnet sich als Landwirt mit Pferden als Hobby. So hat er sich in verschiedenen Pferdetrainings im Stil des Amerikaners Doug Mills weitergebildet. Das Mantra dieser Philosophie ist die Einfachheit und der gesunde Menschenverstand im Umgang mit Pferden. Mittlerweile hat er zahlreiche Pferde und ihre Besitzer und Besitzerinnen kennengelernt. Oft stellt er fest, dass sich Charakterzüge der Besitzer auf das Tier übertragen. «Wie der Besitzer, so das Pferd», sagt Adrian Herren und schmunzelt.

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«Wie die Besitzerin, so das Pferd.»

Adrian Herren stellt in manchen Situationen Parallelen fest.

Der Gute Stall hat einen neuen Web-Auftritt

Für die Auszeichnung «Der Gute Stall» hat die Schweizer Agrarmedien AG, die Herausgeberin der BauernZeitung, einen neuen Onlineauftritt realisiert. Darin finden sich alle Informationen zum Ablauf, Anmeldemöglichkeiten und alle wichtigen Termine. Zudem sind alle bisherigen Gewinnerinnen und Gewinner aufgeführt. Die nächste Auszeichnung der Ställe erfolgt im Mai an der BEA in Bern.

Hier können Sie sich die Seite anschauen und sich für die Aktion anmelden.