Viel Aufwand, weniger Ertrag: So die Befürchtung vieler Bauern, wenn es um Bio-Zuckerrüben geht oder ging. Nicht zuletzt deshalb ist die Nachfrage nach Schweizer Bio-Zucker höher als das Angebot, obwohl die Fläche in den letzten Jahren massiv gesteigert worden ist.
Was tun, damit der Anbau der gefragten Bio-Rüben attraktiver wird und das Bedürfnis nach Schweizer Bio-Zucker gedeckt werden kann? Pflanzen statt Säen kann die Lösung lauten. Die Idee dahinter: Vor allem die kleinen Jungpflanzen sind dem Unkraut und Schädlingen ausgesetzt. Beim konventionellen Anbau helfen da Pflanzenschutzmittel weiter, im Bio-Anbau ist diese Phase für die Rüben-Pflanzen kritisch – wegen Unkraut und Schädlingen.
Erfolgreicher Test
Im letzten Jahr testeten Landwirte an verschiedenen Standorten in der Schweiz auf insgesamt 80 Hektaren, wie die Ernte und die Arbeit ausfallen, wenn statt dem traditionellen Säen direkt Setzlinge gepflanzt werden. Und die Resultate fielen positiv aus. Im Schnitt brachten es die gesäten Rüben auf einen Ertrag von 40,4 Tonnen pro Hektare. Mit 55,7 Tonnen pro Hektare schossen die gepflanzten Rüben deutlich obenaus. Bei den gesäten Rüben war die Ertrags-Spannbreite deutlich grösser. Ein Zeichen, dass die Ertragssicherheit bei den gepflanzten Rüben klar besser ist.
«Auch dieses Jahr wird wieder ein bedeutender Teil der Fläche gesetzt statt gesät. Damit erwarten wir stabilere Erträge», sagt Raphael Wild, Leiter Kommunikation der Schweizer Zucker AG. 2021 wurden insgesamt auf rund 190 Hektaren Bio-Rüben angebaut. Laut Wild haben sich für dieses Jahr bis jetzt 75 Pflanzer mit 200 Hektaren Rübenfläche gemeldet. Auch 2022 geht damit die Steigerung der Bio-Rübenfläche weiter.
«Wir suchen derzeit Betriebe, die am Rübenanbau interessiert sind», bestätigt David Herrmann, Medienverantwortlicher bei Bio Suisse. «Ein Teil der neuen Produzent:innen wird die Pflanz-Methode nutzen. Die Branche setzt grosse Hoffnungen in dieses Vorgehen.» Unbestritten habe sie grosse Vorteile, vor allem was den Arbeitsaufwand betrifft. Die dafür notwendige Mechanisierung bedeute gleichzeitig auch Investitionen, die ein Betrieb erstmal leisten müsse, erklärt Herrmann: «Bei neuen Kulturen bestehen hier verständlicherweise Vorbehalte.»
Produktion in Frauenfeld
Die Bio-Zuckerrüben werden in der Zuckerfabrik in Frauenfeld verarbeitet. 2021 lieferten die Schweizer Rübenpflanzer 6600 Tonnen Rüben an die Fabrik. Die Zuckerfabrik verarbeitete zudem 75'700 Tonnen Bio-Rüben aus Deutschland zu Zucker.
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Im Bio-Rübenbau ist viel Handarbeit nötig, denn das Unkraut muss gejätet werden. Auch hier wirkte sich letztes Jahr das Pflanzen der Rüben positiv aus. Zwar verursacht das Setzen zunächst einen grossen Aufwand, danach aber brauchen die Rüben weniger Pflege. Sie entwickeln sich schnell, weshalb per Hand nur noch mehrjährige Unkräuter entfernt werden müssen. Währenddessen benötigen die gesäten Rüben mehr Zeit zum Auflaufen und Wachsen, was mehr Aufwand bei der Bekämpfung von Unkraut bedeutet.
Grössere Flächen ohne mehr Personal
Entscheidend ist auch, was am Schluss rausschaut. Zwischen 2019 und 2021 wurden in Montignez JU Versuche dazu durchgeführt. Das Einkommen pro Arbeitsstunde lag bei den gepflanzten Rüben mit 130 Franken deutlich höher als bei den gesäten mit 87 Franken. Anders sieht es pro Hektar aus, wo der Ertrag der gesäten Rüben während der Versuchsjahre mit 9'780 um 380 Franken höher lag. Die Handarbeit werde beim Setzen durch die Investition in den Setzling ersetzt, heisst es zu den Versuchs-Ergebnissen. Der Vorteil: Auch Betriebe ohne viel Personal können so grössere Zuckerrübenflächen bewirtschaften.
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