Ein Interview mit Boris Beuret, dem neuen Präsidenten der Schweizer Milchproduzenten (SMP), hat dieser Tage bis in die USA Aufsehen erregt. Das Gespräch mit der Genfer Tageszeitung «Le Temps» enthielt tatsächlich einige interessante Aussagen, deren Übersetzung sich lohnt.

«Weiter so geht nicht»

Beuret erinnert daran, «dass die Milchviehbetriebe doppelt so schnell schrumpfen wie die anderen landwirtschaftlichen Bereiche». Derweil decke der Milchpreis die Produktionskosten nicht. Man werde 2023 erstmals mehr Käse einführen als exportieren, so Beuret weiter.

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Dies sei das Ergebnis der Liberalisierung, die Ende der 1990er-Jahre begann und weitaus stärker ausfiel als bei Getreide oder Fleisch. «Damals glaubte man, der Sektor sei in der Lage, mit der internationalen Konkurrenz mitzuhalten», so Beuret. Heute beginne man, anders zu denken. «Wir können nicht mehr so weitermachen wie bisher. Der Euro ist zusammengebrochen. Der EU-Beitritt steht nicht mehr auf der Tagesordnung, eine Krise jagt die nächste und die Ernährungssouveränität ist nun Teil der Strategie 2050 des Bundesrats», fasst der Landwirt aus Corban JU zusammen.

Zentrale Rolle der Milch

Die Milchproduktion werde dabei eine zentrale Rolle spielen. «Wenn wir den Nahrungsmittelbedarf der Bevölkerung effizient decken wollen, muss weiterhin flächendeckend Milch produziert werden», so Beuret, «andernfalls werden wir letztendlich Milch importieren, was wirtschaftlich, sozial und ökologisch absurd wäre.»

Zum Schluss kommt Boris Beuret auf die Detailhandels-Margen zu sprechen. «Ein Ungleichgewicht bei der Verteilung ist nicht nachhaltig», sagt er, hier sei verbesserte Transparenz unerlässlich.

Neue Studie

Die Landwirtschaft muss weniger Methan reduzieren, als bisher angenommen, um ihre Klimaziele zu erreichen. Zu diesem Schluss kommt eine neue Studie des Schweizer Bauernverbands (SBV), basierend auf einem Bericht der Akademie der Naturwissenschaften Schweiz. Laut dem Bericht besitzt Methan zwar eine hohe Klimawirkung, dies aber nur während etwa 20 Jahren. Im Vergleich dazu erwärme CO2 das Klima während mehrerer Jahrhunderte auf.

Hier finden Sie die Studie

Fairness-Verein kritisiert Elsa

Die Migros-Tochter Elsa hat unlängst eine Senkung ihres Milchpreises ohne erkennbaren ökonomischen Grund angekündigt (wir berichteten). Mehrere Produzenten haben nun Meldung an den neu gegründeten Verein Faire Märkte Schweiz (FMS) gemacht. Laut einer Mitteilung verurteilt der FMS die Preisdrückerei. Gleichzeitig droht man mit Korrekturmassnahmen.

In einem offenen Brief an Elsa fordert der FMS einen umgehenden Stopp der Preissenkung. Andernfalls werde man «rechtliche und politische Korrekturmassnahmen» ergreifen. Die einseitige Senkung könne im Sinne von Art. 7 des Kartellgesetzes Marktmissbrauch bedeuten. Gerade von marktmächtigen Unternehmen gälten einseitige Preissenkungen ohne stichhaltige Gründe als verpönt, so der FMS.

Elsa begründete die Preissenkung gegenüber der BauernZeitung mit «Deckungslücken, beispielsweise für das Magermilchpulver». Gemeinhin geht man davon aus, dass Elsa hier wenig Möglichkeit hat, sich die Finger zu verbrennen. Ein Marktbeobachter erinnert aber daran, dass die Firma in den letzten Jahren viel Milch im Lohn zu Butter verarbeiten lässt, um imageschädigende Importe zu vermeiden. Deshalb muss sie sich neu auch mit dem Preis von Magermilchpulver befassen.