Zentrale Themen sind die Verknüpfung von Daten, mit dem Internet vernetzte Maschinen und mit künstlicher Intelligenz angereicherte Entscheidungshilfen. Es ist aber unmöglich, vorauszusagen, welche Technologien sich wirklich durchsetzen werden. Vielleicht hilft ein Blick zurück, um schon heute das Potenzial besser zu verstehen.
Vor 20 Jahren begann das Internet die Massen zu erobern. Benutzer konnten einen elektronischen Posteingang eröffnen. Mit dem Umstecken des Telefonkabels in den Computer konnte man E-Mails empfangen und versenden und erste Websites besuchen.
Die Benutzung stieg rasch an, das Internet versprühte eine Aufbruchstimmung – schier unbegrenzt schienen die Möglichkeiten. Nach der Jahrhundertwende im März 2000 platzte die teilweise übermässige Euphorie. Das Internet entwickelte sich nicht so schnell wie erwartet.
Die Welt ist online
Erst langsam wurden die Visionen Realität. Facebook wurde 2004 ins Leben gerufen, Youtube 2005, Twitter 2006, das iPhone 2007 und den Appstore gibt es seit 2008. Langsam aber sicher ummantelte das Internet die Welt. Die Digitalisierung wurde zum festen Begriff. Heute ist sie in aller Munde: Wir versuchen uns die Realität zu erklären, als ob wir gerade aus einem verwirrenden Traum aufgewacht wären. Was ist passiert?
Information wurde unmittelbarer und zugänglicher. Fast alles kann online verglichen oder bestellt werden. Anstatt einer Handvoll Websites gibt es jetzt unzählige. Viele betreiben sogar ihren eigenen Blog. Telefonieren können wir mittlerweile auch per Video und ganz ohne Kabel. Anstelle von SMS verschicken wir Nachrichten über Apps. Auf unzähligen Netzwerken lassen wir die Welt wissen, was wir gerade denken. Fast alle Vorgänge, die eine Kommunikation oder Transaktion beinhaltet, gibt es jetzt online. Gleichzeitig ist die Anzahl von Logins von eins auf praktisch unüberschaubar angewachsen.
Es gibt auch Versprechen, die sich nicht erfüllt haben. Das Internet versprach, die Mittelmänner auszuschalten. Doch Internetfirmen wie Apple, Facebook, Google, Amazon und Co. sind zu neuen Mittelmännern und Weltkonzernen herangewachsen. Anstatt dass die Barrieren fielen, erarbeiten oder erkaufen wir uns auf ihren Marktplätzen einen Platz. Die grossen Plattformbetreiber machen das grosse Geld, die kleinen Teilnehmer das kleine. So gesehen ist die Welt nicht so komplett anders als vor 20 Jahren.
Die Zukunft liegt im Austausch
Wahrscheinlich bleibt auch in 20 Jahren die Nutzung und der Austausch von Informationen das zentrale Ziel des Internets. Die Anzahl vernetzter Geräte steigt drastisch an. Pro Person wird es mehr als zehn verbundene Geräte geben. Das heisst, dass immer mehr Traktoren, Landmaschinen und stationäre Sensoren automatisch miteinander kommunizieren. So könnte auch der Einsatz von Plattformen entlang der Wertschöpfungskette zunehmen, nicht zuletzt im Lebensmittelhandel. Der Endkonsument kann die Herkunft seiner Einkäufe zurückverfolgen. Anhand der massenhaft vorhandenen Daten kann künstliche Intelligenz die Planung und Logistik in der Lebensmittelindustrie effizienter machen.
Schweiz wird zum Hotspot der Landtechnik
Die Digitalisierung der Schweizer Landwirtschaft hat Fahrt aufgenommen. Die Berufsbildung soll ihren Bedürfnissen angepasst werden. Für die Rückverfolgbarkeit und Reduktion des administrativen Aufwands sollen die landwirtschaftlichen Daten zusammengeführt werden. Die Schweiz soll sich zu einem Hotspot der Landtechnik entwickeln. Immer mehr private Firmen zeigen Interesse. Oft entstehen erfolgreiche Projekte ausserhalb der Landwirtschaft. Von Profis, die wissen, wie die Technologien funktionieren.
Die Landwirte und ihre Verbände kommen nicht darum herum, sich verstärkt mit der Digitalisierung zu beschäftigen, wenn sie sich die Butter nicht vom Brot nehmen lassen wollen. In 20 Jahren werden wir sehen, welche Ideen sich durchgesetzt haben. Mehr Offenheit für gemeinsame Projekte mit Forschung und Wirtschaft schaden nicht. Dabei müssen wir uns stets fragen, ob wir für das Internet oder ob das Internet schon für uns arbeitet?
Samuel Bühlmann