Das Coronavirus macht auch vor Landwirten nicht halt. Das hat Benjamin Affolter aus Leuzigen im Berner Seeland am eigenen Leib erfahren. Der Landwirt und Lohnunternehmer wurde vor gut zwei Wochen positiv auf das Virus getestet. Begonnen hatte es zunächst mit Gliederschmerzen, aber ohne Begleitung von Fieber. Dann kamen recht hohes Fieber und Husten dazu, wie der Landwirt gegenüber der BauernZeitung auf Nachfrage erzählt.  

Unverzüglich reagiert

Da Benjamin Affolter in verschiedenen Gremien wie der Schulkommission tätig ist, hat er sogleich seine Vorbildfunktion wahrgenommen und sich beim Hausarzt gemeldet. Unverzüglich wurde er getestet. Nach dem positiven Ergebnis liess der Landwirt auch seine nächsten Angehörigen testen. Seine drei Kinder waren negativ, wie auch die Lebensgefährtin, die jedoch ähnliche Symptome wie er selbst aufwies. Benjamin Affolters Mutter aber ist am Virus erkrankt, wie auch der Mitarbeiter auf dem Betrieb. Sofort hat der Landwirt gehandelt. Die Kinder wurden anderweitig untergebracht, die Lebensgefährtin blieb. Benjamin Affolter hat auch offen und transparent die Gemeindebehörden über die Situation informiert. «Mit dieser Strategie bin ich gut gefahren», blickt Affolter zurück. Er informierte auch all jene, mit denen er in Kontakt stand. Das sei schwierig gewesen. Aber da er glücklicherweise nicht in einer grossen Menschenmenge war, konnte er alle Betroffenen eruieren. 

Quarantäne auf dem Hof

Benjamin Affolter betreibt einen Munimastbetrieb mit Direktverkauf und führt landwirtschaftliche sowie kommunale Lohnarbeiten aus. Während der Erkrankung versorgte er die Tiere mit der nötigen Vorsicht und ausgerüstet mit Schutzmaske weiterhin selbst. Daneben verliess er den Hof nur, um etwa Mist aufs Feld auszubringen. Auch beschränkte er sich auf die allernötigsten Arbeiten. Liegen geblieben seien etwa der Baumschnitt und die Heckenpflege. Da die Aufträge für die Lohnarbeiten erst für dieses Wochenende reinkommen, hat Affolter diesbezüglich keine Einbussen zu verzeichnen.

Hilfe von ausserhalb

Mühsam sei die Beschaffung von Waren gewesen, da er immer jemanden engagieren musste. Etwa für das Holen von Dünger. Das Fleisch der geschlachteten Tiere hat auch eine externe Person beim Metzger abgeholt und an die Kunden ausgeliefert. «Ich denke, ich habe alles richtig gemacht», so Affolter. Auch wenn einige sagen würden, er habe die Quarantäne nicht eingehalten, da er nicht im Haus geblieben sei. 

Respekt, aber keine Angst

Benjamin Affolter durfte viel Anteilnahme erfahren während seiner Erkrankung. Viele Kollegen und Bekannte hätten sich nach seinem Zustand erkundigt. «Das ist schön», so Affolter. Aber zuweilen sei er mit Antworten in Verzug geraten. Auch die Nachbarn hätten zwar Respekt, aber keine Angst gezeigt. Das Virus hat Benjamin Affolter auch zum Umdenken angeregt. Durch den Druck auf die Lunge sei die Erkrankung nicht mit einer Grippe zu vergleichen, weiss er nun. «Ich habe mir schon Gedanken gemacht», so der Betriebsleiter. Dies vor allem, wenn er Bilder aus Italien gesehen habe. Wo sich der Landwirt angesteckt hat, kann er nur vermuten.

Schwaches Immunsystem

Benjamin Affolter sei zum Skifahren in Saas Fee (Wallis) gewesen. Da er dort nicht vollkommen gesund, sein Immunsystem daher angeschlagen war, geht er davon aus, sich dort angesteckt zu haben. Der Ausbruch erfolgte dann bereits drei Tage später. Diese kurze Zeit reichte aber, um zwei von drei Kollegen ebenfalls anzustecken, mit denen er Zeit im selben Raum verbrachte. Dies zeigt eindrücklich, wie einfach die Verbreitung des Virus ist. «Zwar habe ich dem Tod nicht ins Auge geblickt. Aber man darf nicht das Gefühl haben, die Behörden bauschen da etwas auf», mahnt der mittlerweile genesene Benjamin Affolter eindringlich.