Berner BauernverbandUeli Fahrni und Jürg Iseli kandidieren als BEBV-PräsidentDonnerstag, 8. September 2022 Am 28. März kommt es zur Wahl und Jürg Iseli will Berner Bauernpräsident werden: Der ehemalige SVP-Grossrat und Meisterlandwirt aus Zwieselberg hat sich seine Kandidatur gut überlegt und er traut sich das Amt zu. «Dank meiner 27-jährigen politischen Karriere, wovon ein Jahr als Grossratspräsident, weiss ich, wie die Abläufe bis hinauf in die obersten Gremien funktionieren», so der 58-jährige Berner Oberländer. Er sei zielstrebig, loyal, kompetent, gut vernetzt, könne zuhören und sei auch kompromissbereit. Den Vorwurf, dass er für dieses Amt zu alt sei, lässt Iseli nicht gelten: «Es hätten sich ja jüngere Kandidatinnen und Kandidaten melden können. Und da ich im Sommer erst 59 Jahre alt werde, kann ich immer noch zwei Legislaturen als Präsident wirken», sagt er.

Die Sorgen und Nöte

Jürg Iseli weiss nur zu gut, was es heisst, die Sorgen und Nöte der Bäuerinnen und Bauern zu verstehen. Zu Hause in der Glütsch führt er zusammen mit seinem Zwillingsbruder, dessen und seiner Familie in einer Generationengemeinschaft einen Dreistufenbetrieb, mit Milch-, Alpwirtschaft, ein wenig Ackerbau und 200 Mastschweinen. «Ich stehe ganz klar hinter einer produzierenden Landwirtschaft», sagt er.

Mit dem Absenkpfad, den Biodiversitätsvorstössen, der Bildungsreform oder der zunehmenden Ökologisierung stehen im Agrarkanton Bern grosse Herausforderungen an. «Als Bauernpräsident würde ich mich 100 Prozent damit auseinandersetzen und für die Familienbetriebe einstehen», verspricht er. Dazu gehöre auch die Absicherung der Bäuerinnen auf den Betrieben. «Der Kanton Bern muss weiterhin als grösster Agrarkanton der Schweiz wahrgenommen werden», ist sein Ziel. Dass er als Viehzüchter und Milchproduzent die Ackerbauern zu wenig vertreten würde, stimme nicht: «Ich werde für alle ein offenes Ohr haben», verspricht er. Schon jetzt habe der Berner Bauernverband bei den Pflanzenschutzprogrammen mit den Ackerbauern am gleichen Stick gezogen und das werde bei seiner Wahl auch so bleiben. Der Kanton Bern sei halt vielfältig und reiche vom Gemüse- über den Obst-, Ackerbau bis hin zur Milch- und Alpwirtschaft.

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Alle Ämter niedergelegt

«Ob ich gewählt werde oder nicht, bis Ende März habe ich alle meine öffentlichen Ämter niedergelegt, auch jenes als Vorstandsmitglied der Schweizer Milchproduzenten SMP», sagt Jürg Iseli. Ohne Befangenheit, möchte er sein Amt antreten und sich voll auf alle Betriebsausrichtungen konzentrieren können. Wenn er als Bauernpräsident gewählt würde, stehe sicher der Absenkpfad und die Landschaftsschutzinitiative zuoberst auf seiner Pendenzenliste. «Da müssen wir Gegensteuer geben und den Druck auf das Parlament erhöhen», zeigt er sich kämpferisch. Es könne nicht sein, dass der Bundesrat die ökologischen Ausgleichsflächen auf 17 respektive 30 Prozent steigern möchte.

Beenden Sie diese Sätze
Wenn ich als Berner Bauernpräsident gewählt werde, wäre meine erste Amtshandlung …
… die Aktenübernahme vom Vorgänger, meine Strategie bekanntgeben und mitteilen, wie ich den Verband führen möchte.

Frauen in der Landwirtschaft sind …
… sehr wichtig und können im Betrieb eingebunden sein. Sie sollen auch die Freiheit haben, weiterhin auf ihrem erlernten Beruf zu arbeiten.

Der Agrarkanton Bern ist in zehn Jahren …
… immer noch der grösste produzierende Kanton. 

Grosse Unterstützung

Um zeitlich dem Amt als Berner Bauernpräsident gerecht zu werden, dafür hat Jürg Iseli schon vorgesorgt. «Ich kann zu Hause neben meiner Familie auch auf die Unterstützung meines Zwillingsbruders und dessen Familie zählen», sagt er anerkennend. Er könne ohne schlechtes Gewissen sich voll und ganz auf das Präsidium konzentrieren, denn beide Familien seien schon jahrelang ein eingespieltes Team.

Wenn es im Sommer mit den Kühen und dem Jungvieh auf die eigene Alp oberhalb von Erlenbach gehe, weiss jeder, ob im Tal oder auf der Alp, was zu tun sei. «Abwechselnd in einem Drei-Wochen-Rhythmus verrichten mein Bruder und seine Frau oder ich mit Andrea die Arbeit auf der Alp», sagt er. Dazu gehöre auch das Verkäsen der Milch. «Während der Alpsaison produzieren wir hier auf 1700 m ü. M. vier Tonnen Alpkäse», so der dreifache Familienvater. Über die Direktvermarktung wird der Käse später auf verschiedenen Kanälen abgesetzt.

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Preise müssen steigen

Für Jürg Iseli ist es wichtig, dass die Bäuerinnen und Bauern vor allem von ihren Produkten und nicht nur über die Direktzahlungen leben können. «Die Produzentenpreise müssen steigen, der administrative Aufwand hingegen sinken», ist er überzeugt. Die Bauern müssen weiterhin freie Unternehmer bleiben können und sich nicht immer einer veränderten Agrarpolitik aussetzen müssen. Obwohl Iseli nichts gegen Bio hat, wünscht er sich doch keinen reinen Berner Biokanton. «Das Kaufverhalten zeigt deutlich, dass die Bioverkäufe stagnieren», so der Meisterlandwirt.

Um die wachsende Bevölkerung ernähren zu können, brauche es weiterhin ertragsreiche, konventionelle Betriebe. Obwohl die Betriebe immer grösser werden, bleibe es wichtig, dass die Arbeitsbelastung die Bäuerinnen und Bauern nicht überfordern. «Jeder Betrieb braucht ideale Voraussetzungen zum Leben, sei es mit den Betriebszweigen, der Familie oder auch durch eine gute Lebensqualität. Für all das möchte ich mich als Präsident einsetzen, einsetzen für alle Bäuerinnen und Bauern im Kanton Bern.»

Betriebsspiegel GG Iseli
Name: Jürg und Hanspeter Iseli
Ort: Zwieselberg
Betriebsfläche: 38 LN plus 68 Normalstösse auf der Alp. 3 ha Silomais, 4 ha Kunstwiese, 31 Naturwiese, 2 ha Wald.
Betriebsart: Es ist ein Gebrüderbetrieb mit zwei Betriebsleitern. Er wird heute in der GG-Gemeinschaft geführt. Dreistufenbetrieb mit Talbetrieb, Vorweide und Alpbetrieb. Partyraum für 80 Personen.
Tierbestand: 52 Kühe plus Jungvieh, insgesamt 120 Stück. Die Milch wird im Sommer auf der Alp eigenhändig zu vier Tonnen Alpkäse verarbeitet (Direktvermarktung). Im Winter wird die produzierte Milch, als Wiesenmilch in der Naturparkkäserei Diemtigtal abgefüllt. Dazu hat der Betrieb 200 Mastschweineplätze.